In Umarows Kreisen vermutet man eine Verschwörung der Sicherheitskräfte. Von einer „tschetschenischen Spur“ will man nichts wissen - Anschläge gegen „friedliche“ russische Zivilisten seien seit Februar ausgesetzt.
Wien/Moskau. „Propagandistischer Quatsch in der Vorwahlzeit.“ So nennen Doku Umarows Mitstreiter auf der Website Kavzkazcentr.com betont salopp den Verdacht, der radikal-islamische Tschetschenenführer stecke hinter den Attentatsplänen gegen Premier Wladimir Putin. Von einer „tschetschenischen Spur“ will man in den Kreisen des „Kaukasusemirs“ nichts wissen.
Der 48-Jährige, der einen islamistischen Staat vom Kaspischen bis zum Schwarzen Meer schaffen will, wird für mehrere Anschläge in Russland verantwortlich gemacht. Zuletzt bekannte er sich zu dem Terroranschlag auf dem Flughafen Domodedowo im Jänner 2011, bei dem 37 Menschen starben.
Anfang Februar erregte Umarow Aufsehen mit einer Videobotschaft aus einer verschneiten Waldkulisse. Darin fordert er seine Kämpfer auf, keine Anschläge mehr auf „friedliche“ russische Zivilsten zu verüben. Begründung: „Die russische Bevölkerung unterstützt Putin nicht mehr.“ Attentate gegen Regimevertreter oder Militäreinrichtungen seien aber weiterhin erlaubt. Momentan scheinen die islamistischen Rebellen allerdings in der Defensive: Bei Gefechten mit Sicherheitskräften sollen im Nordkaukasus zuletzt mehrere Dutzend bewaffnete Kämpfer getötet worden sein.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2012)