Mitten in den Querelen mit der Belegschaft um das rigorose Sparprogramm scheidet Andreas Bierwirth aus der Führungscrew aus.
[Wien] Spekuliert wurde schon länger („Die Presse" berichtete am 25. Februar). Heute, Freitag, ist es beschlossene Sache: AUA-Vorstand Andreas Bierwirth verlässt das Unternehmen. Beim Sonderaufsichtsrat am 13. März soll sein Abgang offiziell gemacht werden. AUA-Boss Jaan Albrecht will dies aber „nicht kommentieren".
Bierwirth, der 2008 von der Lufthansa-Tochter Germanwings zur AUA kam und seit Februar 2009 zusammen mit Peter Malanik die AUA-Führung bildete, dürfte nicht ganz freiwillig ausscheiden. Vielmehr soll es heftige Differenzen mit dem bei der Lufthansa für Personalpolitik und die Konzerntöchter zuständigen Stefan Lauer geben. Lauer ist auch AUA-Aufsichtsratspräsident.
Der 41-jährige Deutsche, der als Marketingprofi nach Österreich geholt wurde und schon damals als „trojanisches Pferd" der Lufthansa galt, habe die hohen Erwartungen nicht erfüllt, heißt es in AUA-Kreisen. Einerseits sei dem mit Vorschusslorbeeren nach Wien entsandten Bankkaufmann und ausgebildeten Piloten die Sanierung der chronisch defizitären AUA nicht gelungen. Zum anderen dürften private Gründe für den Abgang gesprochen haben.
Schon als Ex-Lufthansa-Manager Thierry Antinori Anfang Dezember 2010 als neuer AUA-Boss designiert wurde, ging man in der Luftfahrtbranche davon aus, dass Bierwirth dem Vertriebsspezialisten Antinori werde weichen müssen. Antinori sprang jedoch ab und arbeitet jetzt bei den Emirates. Das hat Bierwirths Position vorübergehend wieder gefestigt. Bis Albrecht am 1. November 2011 kam. Die neue Nummer eins soll dem karrierebewussten Bierwirth zu schaffen gemacht haben. Zumal es auch mit Albrecht, der die AUA mit einer Umstrukturierung in die Gewinnzone führen will, Auffassungsunterschiede geben soll.
„Zwei Vorstände reichen"
Beobachter hielten es ohnedies für unwahrscheinlich, dass die AUA langfristig drei Vorstände beschäftigt. Den Betriebsräten ist angesichts des Sparkurses die auf drei Vorstände erweitere Airline-Führung ein Dorn im Auge. Aber auch Ex-Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber hatte einst gemeint, dass für eine Airline von der Größe der AUA zwei Vorstände eigentlich ausreichten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 2. März 2012)