AUA-Streit: Piloten drohen mit Abwanderung

AUAStreit Betriebsrat warnt PilotenAbwanderung
AUAStreit Betriebsrat warnt PilotenAbwanderung(c) APA (Robert Jäger)
  • Drucken

"Wenn nur die Hälfte der Leute gehen würde, bei denen das möglich wäre, wären 15 bis 20 Flugzeuge am Boden", sagt Bord-Betriebsrat Minhard.

Im Streit um einen völlig neuen Spar-Kollektivvertrag bei der schwer defizitären AUA (Austrian Airlines) ist ein Durchbruch wieder in die Ferne gerückt. Eine Verhandlung am Dienstagabend wurde ergebnislos abgebrochen. Heute um 11 Uhr tritt der AUA-Aufsichtsrat zusammen, da geht es um den Status der Verhandlungen zum neuen überlebenswichtigen Gesamt-Sparprogramm.

Für Freitagnachmittag (ab 16 Uhr) ist eine Protest-Betriebsversammlung der Bord-Belegschaft am Flughafen angesetzt. Von Streik spricht der Piloten-Vertreter in der AUA, Karl Minhard, trotzdem nicht. "Ich lass mich nicht provozieren", sagte er Mittwochfrüh.

Scheinverhandlungen der AUA-Spitze?

Minhard spricht dem AUA-Management unter Jaan Albrecht ab, an echten Verhandlungen interessiert zu sein. "Den Anschein hat es, so wie die Verhandlungen gelaufen sind. Offenbar hat der Vorstand den Plan B als Plan A vor. Als gescheitert würde ich die gestrigen Verhandlungen trotzdem nicht betrachten", sagte Minhard heute. "Ich hoffe, man wird zu vernünftigen Verhandlungen zurückkehren."

Der "Plan B" des Vorstands wäre die zwangsweise Überführung vor allem der teureren AUA-Piloten in den um 20 bis 25 Prozent billigeren Kollektivvertrag bei Tyrolean - für den Fall, dass man sich vorher nicht auf eine Reform der bestehenden AUA-KV einigt ("Plan A").

"Sie haben die Friedenspflicht verletzt"

Das Management der österreichischen Lufthansa-Tochter hat dazu bereits vor Wochen die Kollektivverträge für das fliegende Personal aufgekündigt und drohte mit Zwangsumstieg auf den Tyrolean-KV. Die Gewerkschaft sprach damals von "Provokation". Diese KV-Kündigung würde jede Kampfmaßnahme legitimieren, sagte Minhard heute. "Damit haben sie die Friedenspflicht verletzt." Aber er wolle "ganz sicher keinen Streit, der auf dem Rücken der Passagiere ausgetragen wird. Wir behalten kühlen Kopf".

Selbst wenn Streiks in der Luftfahrt derzeit an der Tagesordnung sind, will sich Minhard "nicht in diese Richtung treiben lassen. Ich lasse mich nicht provozieren, damit es dann heißt, man hätte wegen Streiks die Firma in Schieflage gebracht".

Piloten drohen mit Abwanderung

Im heutigen Aufsichtsrat will Bord-Betriebsratschef Minhard, was den Personal-Teil betrifft, vor einer "nicht ganz geklärten rechtlichen Situation" im aktuellen KV-Streit warnen und vor allem vor einer Abwanderungswelle. Käme Plan B, wäre es für viele Piloten wohl die bessere Option, mit einer Abfertigung die AUA zu verlassen. "Wenn nur die Hälfte der Leute gehen würde, bei denen das möglich wäre, wären 15 bis 20 Flugzeuge am Boden", fürchtet Minhard. Das würde den Standort zusätzlich gefährden.

In den letzten Verhandlungen sei es im wesentlichen wieder nur um "das Papier" gegangen, also den abgelehnten ersten KV-Reformentwurf des AUA-Managements, mit leichten Adaptierungen, kritisiert der Betriebsrat.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

AUA-Verluste: Jahrelang tiefrote Zahlen

In sehr guten Zeiten wurde expandiert, in schlechten nicht nachhaltig saniert. Das rächt sich jetzt. Zwischen 2001 und 2009 hat die Airline kumuliert einen Nettoverlust von 1,18 Milliarden Euro geschrieben.
Leitartikel

Daumenhalten für das „Griechenland der Lüfte“

Die Kosten des fliegenden Personals der AUA steigen jährlich automatisch um knapp sieben Prozent. Die Ticketpreise nicht. So etwas nennt man ein Dilemma.
THEMENBILD:  AUSTRIAN AIRLINES
International

AUA vertagt Piloten-KV auf Sonder-Aufsichtsrat

Die Beschlüsse zum AUA-Sparprogramm sollen bei einem Sonderaufsichtsrat am 13. März gefasst werden. Eine Lösung beim Kollektivvertrag der Piloten wurde nicht gefunden.
Österreich

"Plan B": Wo es beim AUA-KV noch hakt

Beim Streit zwischen AUA-Führung und Betriebsrat geht es vor allem um die Gehaltshöhe. Es gibt allerdings auch andere Gründe, weshalb die AUA teurer fliegt als die Konkurrenz. Etwa die uneinheitliche Flotte.
Österreich

Lufthansa bereitet sich vor, AUA die Flügel zu stutzen

Für die Verhandlungen über einen Kollektivvertrag für Piloten und Flugbegleiter bleibt wenig Zeit. Sollte AUA-Chef Albrecht keine Fortschritte signalisieren können, werde die Lufthansa der AUA die Flügel stutzen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.