Das Golfemirat drängt als erstes arabisches Land klar auf eine internationale Militäraktion, um das Blutvergießen zu stoppen. Katar fordert einen Einsatz arabischer und anderer internationaler Truppen in Syrien.
Kairo/Damaskus. In der Syrienkrise hat am Samstag erstmals ein arabisches Land klar und deutlich eine militärische Intervention gefordert: Das Golfemirat Katar forderte einen Einsatz arabischer und anderer internationaler Truppen in Syrien. Das sei angesichts der brutalen Gewalt mit tausenden Todesopfern nötig, sagte Katars Außenminister und Regierungschef Scheich Hamad bin Jassim al-Thani bei einem Treffen mit den Außenministern der Staaten der Arabischen Liga in Kairo.
Katar war im Vorjahr neben den Vereinigten Arabischen Emiraten das einzige arabische Land, das sich mit Kampfflugzeugen an der internationalen Militärintervention in Libyen beteiligt hatte. Thani sprach bei der Sitzung, noch bevor auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow dazustieß. Dieser hatte zuvor nach einem Gespräch mit dem Syrien-Sondergesandten der UNO und der Arabischen Liga, dem früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan, in Kairo jede „grobe Einmischung“ in den Konflikt in Syrien erneut abgelehnt. Russland ist Syriens Verbündeter und betreibt dort auch eine Marinebasis.
Annan reiste am Samstag nach Damaskus und sprach mit Staatschef Bashar al-Assad, der seit etwa einem Jahr die Protestbewegung bekämpft. Rund 8500Menschen sollen bisher getötet worden sein. Das syrische Staatsfernsehen berichtete, bei dem Gespräch zwischen Annan und Assad habe eine „positive Atmosphäre“ geherrscht, machte aber keine weiteren Angaben. Ungeachtet des Treffens startete die syrische Armee nach Angaben von Beobachtern eine Großoffensive gegen die Oppositionshochburg Idlib im Nordwesten des Landes, es habe schwere Bombardierungen gegeben, hieß es.
Der niederländische Außenminister Uri Rosenthal forderte unterdessen die EU-Staaten dazu auf, syrische Militärs, Beamte, Politiker und Diplomaten zu ermutigen überzulaufen. Die EU sollte Deserteure unterstützen und beschützen, sagte er nach Beratungen mit EU-Kollegen am Samstag in Kopenhagen. Seinen Angaben zufolge werde seine Idee unterstützt. Zuletzt flohen mehrere hohe syrische Offiziere in die Türkei, Vizeölminister Abdo Hussameldin lief zu den Rebellen über.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2012)