Gauck würdigt 68er-Generation als "beispielhaft"

Joachim Gauck
Joachim Gauck(c) REUTERS (Fabrizio Bensch)
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Der neue deutsche Bundespräsident hat am Freitag seinen Amtseid geleistet. In seiner Antrittsrede legte er ein Bekenntnis zu Europa ab

Fünf Tage nach seiner Wahl ist der neue deutsche Bundespräsident Joachim Gauck vereidigt worden. Der 72-Jährige leistete am Freitag in einer gemeinsamen Sitzung von Bundestag und Bundesrat seinen Amtseid. Gauck ist das elfte Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland. Der frühere DDR-Bürgerrechtler und parteilose Theologe war am vergangenen Sonntag von der Bundesversammlung mit sehr großer Mehrheit für fünf Jahre zum neuen deutschen Bundespräsidenten gewählt worden. Er folgt Christian Wulff nach, der im Februar vor dem Hintergrund von Ermittlungen der Justiz zurückgetreten war.

In seiner Antrittsrede legte der erste parteilose Bundespräsident Deutschlands ein Bekenntnis zu Europa ab: Gerade in der Krise heiße es: "Wir müssen mehr Europa wagen".

Die sogenannte 68er-Generation würdigte er als beispielhaft für die Auseinandersetzung mit einer schweren Vergangenheit gewürdigt. Im Westdeutschland der Nachkriegszeit sei der Umgang mit dem Nationalsozialismus zunächst defizitär geblieben, sagte Gauck. "Erst die 68er-Generation hat das nachhaltig geändert." Trotz aller Irrwege habe sie die historische Schuld ins kollektive Bewusstsein gerückt.

Diese auf Fakten basierende Aufarbeitung der Vergangenheit sei auch in Ostdeutschland nach dem Ende der SED-Herrschaft 1989 beispielhaft gewesen, sagte Gauck. Vorbild seien die 68er auch in ausländischen Gesellschaften, die das Joch eines unfreien Staates abgeworfen hätten.

"Woge der Sympathie"

Bundestagspräsident Norbert Lammert hob hervor, dass mit Gauck erstmals ein Ostdeutscher das höchste Staatsamt übernommen habe. Damit werde "ein weiteres neues Kapitel" der deutschen Einheit geschrieben. Gaucks "Lebens-Thema" sei die Würde des Menschen. Lammert dankte Wulff für drei Jahrzehnte politischer Arbeit.

In Hinblick auf Gaucks zukünftige Tätigkeit als Staatsoberhaupt sagte er: "Sie werden getragen von einer Woge der Sympathie. Es ist Ihnen zu wünschen, dass dies so bleibt." Der Präsident der Länderkammer, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, wertete die Wahl Gaucks ebenfalls als "wichtigen Meilenstein" in der deutschen Geschichte. Dieser stehe "für Mut und Zukunftsoptimismus", "für Zutrauen statt Misstrauen".Seehofer war seit dem Rücktritt Wulffs vorübergehend amtierendes deutsches Staatsoberhaupt. 

(APA)

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