Uni Klagenfurt: Die letzten Tage des Heinrich C. Mayr

(c) Clemens Fabry
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Ein Rektor vor der Abberufung. Bereits nach Ostern könnte der Uni-Klagenfurt-Chef vom Uni-Rat seines Amts enthoben werden. Er selbst hat den Ernst der Lage lange nicht erkannt.

Klagenfurt. Als Uni-Minister Karlheinz Töchterle vor Kurzem den Kärntner Hochschulen einen Besuch abstattete, waren alle Beteiligten noch um Zuversicht bemüht – seit Freitag ist alles anders: Die jüngste Entscheidung des Ministeriums dürfte das Ende der Karriere von Uni-Klagenfurt-Chef Heinrich C. Mayr einläuten. Bei dem Abberufungsverfahren, das der Uni-Rat eingeleitet hat, sei alles korrekt abgelaufen, erklärte das Ministerium. Mayr blitzte somit mit seinem Einspruch gegen sein vorzeitiges Ende als Rektor ab.

Das Ministerium entscheidet zwar nicht in der Sache über Mayrs Schicksal. Doch nun kann der Uni-Rat weiter auf seine Abberufung hinarbeiten. Und wird das auch tun, wie Ratsvorsitzende Hertha Stockbauer der „Presse“ am Freitag bestätigte. Und auch, wenn niemand ein Ergebnis des Verfahrens vorwegnehmen will, eines scheint klar: Mayrs Chancen, seine Amtsperiode als Rektor regulär zu vollenden, stehen schlecht. Insider gehen davon aus, dass seine letzten Tage angebrochen sind. Fast wörtlich gesprochen: Denn die Entscheidung, die sich schon seit Dezember des Vorjahres hingezogen hat, dürfte eher früher als später fallen. Zumal die Uni-Leitung bald – und in Abstimmung mit dem Rat – zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen hat. Stichwort Entwicklungsplan, Leistungsvereinbarung. Ohne ein minimales Einvernehmen kann das nicht funktionieren.

Und dieses dürfte bereits weniger als minimal sein. Obwohl sich der Rektor, wie es aus Uni-Kreisen heißt, in den vergangenen Monaten redlich bemüht hat, „business as usual“ zu signalisieren – vom Rat kommen ganz andere Töne. Das zeigt auch die Kommunikationspolitik: Während man nach dem Entscheid des Ministeriums im Rektorsbüro davon spricht, sich mit dem Rat bis auf Weiteres auf Stillschweigen geeinigt zu haben, klingt das aus dem Mund von Uni-Rats-Vorsitzender Stockbauer ganz anders: Ja, man habe im November Stillschweigen vereinbart. „Das ist aber vom Rektor in keiner Weise jemals eingehalten worden.“

Es ist erst das zweite Mal seit Inkrafttreten des UG 2002, dass ein Uni-Rat seinen Rektor quasi abmontiert. Erstmals passiert vor gut drei Jahren in Innsbruck, wo Med-Uni-Rektor Clemens Sorg wegen „schwerer Pflichtverletzung und finanzieller Versäumnisse“ abberufen wurde.

Probleme bei Strategieprozess

Doch wie konnte es in Klagenfurt so weit kommen? Das sprichwörtliche Genick gebrochen hat Mayr zweifellos die Investition in ein Freizeitzentrum für Uni-Angehörige zwischen Universitätsstraße und Lendkanal – die er gegen den Willen des Uni-Rats und schließlich (mithilfe von Drittmitteln von der Stadt Klagenfurt) an dem Gremium vorbei umsetzte.

Doch das dürfte bloß der Tropfen gewesen sein, der das Fass zum Überlaufen brachte. Schon im Zuge des Strategieprozesses, konkret seit Anfang 2011, soll das Klima zwischen Rektor und Uni-Rat kontinuierlich schlechter geworden sein. Mayr habe den Ernst der Lage offenbar nicht erkannt oder erkennen wollen, heißt es aus Uni-Kreisen. Was schließlich im vergangenen November in der Einleitung des Abberufungsverfahrens gipfelte. Argument: ein begründeter Vertrauensverlust.

Der Uni-Rat wird sich nun bereits knapp nach Ostern zusammensetzen und noch einmal die Standpunkte von Mayr und dem Universitätssenat anhören. Letzterer (der allerdings nur angehört werden muss, und nicht mitbestimmt) hat bisher mehrheitlich die Meinung vertreten, dass die Gründe für eine Abberufung nicht schwerwiegend genug seien. Auch aus sozusagen praktischen Gründen. Denn Mayr kann gegen eine Entscheidung des Rats noch berufen, letztgültig kann nur der VwGH beurteilen, ob die Gründe für eine Abberufung stichhaltig genug sind.

„Angesichts des möglichen Schwebezustands, in dem es bis 2014 die Möglichkeit einer Rückkehr ins Amt gäbe, muss man sich schon sehr sicher sein“, sagt Senatsvorsitzender Oliver Vitouch. Wie andere, die sich in und um die Uni Klagenfurt bewegen, hält es Vitouch für ausgeschlossen, dass es doch noch zu einer einvernehmlichen Lösung kommt. Einzige Alternative: Teile des Uni-Rats treten ihrerseits zurück. Und das ist mehr als unwahrscheinlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2012)

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