Tyrolean-Betriebsrat: „Wir wollen unseren KV zurück“

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Die Fronten zwischen der Arbeitnehmervertretung der AUA-Tochter und der Gewerkschaft Vida sind hart. Eine Konzern-KV als Kompromiss?

Wien/Eid. Angesagte Revolutionen finden meist nicht statt. Und so glich die Protestkundgebung der Tyrolean-Mitarbeiter gegen ihre Gewerkschaft Vida am Dienstagvormittag vor dem ÖGB-Hauptquartier in Wien eher einem vom gar nicht frühlingshaften Wind verwehten Infotreffen, das nach zwei Stunden mit Ratlosigkeit endete.

Für Aufregung war an sich gesorgt: Noch nie in der heimischen Wirtschaftsgeschichte haben sich Arbeitnehmer gegen ihre Gewerkschaft gestellt. Der Anlass dafür war brisant: Am vergangenen Freitag hat die für Luftfahrt zuständige Gewerkschaft Vida den Kollektivvertrag (KV) der AUA-Tochter Tyrolean aufgekündigt – gegen den Willen des Tyrolean-Bordbetriebsrats und der Belegschaft. Damit wollte die Vida den vom AUA-Management geplanten Plan B zu einem neuen AUA-Bord-KV, den Betriebsübergang auf die Tyrolean und ihren um 25 Prozent günstigeren KV verhindern.

„Verhandeln nur auf Augenhöhe“

Schon Mitte Februar hat die AUA-Führung den bestehenden AUA-Bord-KV einseitig gekündigt. Seither wird zwar weiterverhandelt, bisher trotz zweier Ultimaten allerdings ohne Ergebnis. Jetzt verlaufen die Fronten kreuz und quer: AUA-Vorstand gegen AUA-Betriebsrat und Gewerkschaft, AUA- gegen Tyrolean-Betriebsrat, Tyrolean-Betriebsrat gegen Gewerkschaft.

Vor Beginn der Veranstaltung, zu der an die 120 „Tiroler“ mit Transparenten („Keine Machtspiele mit Tyrolean“) und Trillerpfeifen angereist waren, hieß es plötzlich vonseiten der Gewerkschaft, dass die Bordbetriebsräte von Tyrolean und AUA mit der Vida Montagnacht einen Kompromiss erzielt hätten, gemeinsam einen Konzern-KV zu verhandeln. Dies erwies sich aber als vorschnell: „Es gibt keine Einigung, es gab ein erstes Gespräch. Wir verhandeln aber nur auf Augenhöhe, und von dieser sind wir meilenweit entfernt“, donnerte Thomas Blaska, der Vorsitzende des Tyrolean-Bord-Betriebsrats wenig später über den Platz vor der ÖGB-Zentrale.

Siegfried Lenz, Vizepräsident der österreichischen Pilotenvereinigung Austrian Cockpit Association (ACA) und Tyrolean-Betriebsrat, legt nach: „Das ist eine Politik der verbrannten Erde, die die Gewerkschaft da macht.“

Eine Annäherung ist jedenfalls nicht so schnell in Sicht, auch wenn Blaska und ÖGB-Chef Erich Foglar von „offenen Türen“ sprachen. Foglar machte aber klar, dass es eine Aufhebung der Kündigung des Tyrolean-KVs nicht geben werde. Dies hatte Blaska zuvor gefordert und als Voraussetzung bzw. „Wunsch“ für die Verhandlung eines AUA-Konzern-KVs bezeichnet. Die weitere Vorgangsweise will der Tyrolean-Betriebsrat heute, Mittwoch, festlegen.

Betriebsübergang weiter als Plan

Die AUA-Führung arbeitet indes weiter am Betriebsübergang. Er soll ab 1.Juli erfolgen – falls es bis dahin keine Einigung über einen neuen KV gibt. Der immer wieder für eine finale Einigung kolportierte Termin des 5.April sei daher nicht in Stein gemeißelt, heißt es. Basis für den Betriebsübergang wären „nachwirkende“ Teile des gekündigten Tyrolean-KVs. Zu den Gewerkschaftsplänen eines Konzern-KVs sagt AUA-Sprecher Peter Thier: „Uns ist egal, ob AUA-, Tyrolean- oder Konzern-KV draufsteht, wichtig ist, was drinnen steht.“

Auf einen Blick

Der Tyrolean-Betriebsrat fordert die Rücknahme der überraschenden Kündigung des Tyrolean-Kollektivvertrags durch die Gewerkschaft Vida. Bei einer Protestversammlung machten die Tiroler ihrem Unmut über die Vorgangsweise der Vida Luft. ÖGB-Präsident Erich Foglar bleibt indes hart und will die KV-Kündigung nicht zurücknehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2012)

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