Lufthansa wendet mit Geldspritze AUA-Crash ab

Die AUA erhält von der Konzernmutter Lufthansa eine Finanzspritze von 140 Millionen Euro
Die AUA erhält von der Konzernmutter Lufthansa eine Finanzspritze von 140 Millionen Euro(c) APA/ROBERT JAEGER (Robert Jaeger)
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Die defizitäre österreichische Tochter erhält 140 Mio. Euro - unter der Bedingung, dass AUA-Chef Jaan Albrecht das Sparprogramm durchzieht. Wenn das Bordpersonal nicht einlenkt, beginnt der Übergang zur Tyrolean.

[Wien/Eid] Er hat noch Geduld, aber nicht ewig. „Die Lage ist ernst", lautet die unmissverständliche Botschaft von Lufthansa-Chef Christoph Franz bei der Bilanzpräsentation der Deutschen in Richtung Wien. Deshalb gibt die deutsche Konzernmutter ihrer Tochter AUA die lebenswichtige Geldspritze im Ausmaß von 140 Millionen Euro nur unter einer Bedingung: Die AUA muss die angekündigten Sanierungsmaßnahmen umsetzen.

Ohne dieses Geld wäre die AUA finanziell abgestürzt - also in Konkurs gegangen. Erst dank der Hilfe aus Frankfurt liegt die Eigenkapitalquote der AUA wieder über den gesetzlich vorgeschriebenen acht Prozent, bestätigte AUA-Chef Jaan Albrecht am Donnerstag. „Jetzt haben wir keine Sorgen mehr." Zudem sei die AUA zahlungsfähig und verfüge über eine positive Fortführungsprognose - zwei Kriterien, die für den Erhalt der Lizenz auch ausschlaggebend sind. Der Verschuldungsgrad (Gearing, Nettoverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) ist mit über 150 Prozent aber hoch. Allerdings hatte die AUA etwa im Jahr 2002 ein Gearing von 290 Prozent.

Verlust von 59,4 Millionen Euro

Die AUA hat im Vorjahr den operativen Verlust zwar von 65 auf 59,4 Millionen Euro marginal reduzieren können, das Ziel eines positiven Betriebsergebnisses aber weit verfehlt. Für heuer wollte Albrecht keine Prognose abgeben. Es dürfte jedoch wieder nicht für schwarze Zahlen reichen - auch nicht für die Lufthansa, wie Franz betonte.

Das von Albrecht aufgesetzte Programm zur Ergebnisverbesserung im Volumen von 260 Millionen Euro sieht ein Bündel von Maßnahmen vor. Zwei Drittel davon sollen aus Kostenreduktionen, ein Drittel aus Erlössteigerungen kommen. Heuer sollen zumindest 230 Millionen Euro erreicht werden. Mit dem Flughafen, der Politik und mit rund 60 Zulieferern, darunter dem Caterer Do & Co, wurden bereits Zugeständnisse ausgehandelt. Von der Austro Control wünscht sich die AUA eine Optimierung der Anflugwege zum Flughafen Wien. Jede Minute Zeitersparnis bringe 2,5 Millionen Euro im Jahr, hieß es. Der Lufthansa-Boss machte auch klar, was er von der österreichischen Regierung erwartet: die Abschaffung der Luftverkehrssteuer.

Großer Brocken Personalkosten

Bleibt der große Brocken Personalkosten. Sie machen mit rund 400 Mio. Euro rund ein Viertel der AUA-Gesamtkosten aus. Wie berichtet, fordert Albrecht einen kostengünstigeren Kollektivvertrag. Während man sich mit Bodenbetriebsrat in Eckpunkten einig ist, spießt es sich noch gewaltig beim Bordpersonal. Die AUA-Piloten, und vor allem jene mit sogenannten Altverträgen, sind von den geforderten Einschnitten am meisten betroffen.
Um nicht alle zwei Jahre von vorn anfangen zu müssen, bedürfe es einer radikalen Neuausrichtung, erklärte Albrecht einmal mehr. Das heißt, dass die hohen Abfertigungen (bis zu 39 Monatsgehälter), die automatische Inflationsabgeltung sowie die Betriebspensionen fallen müssten. Insbesondere die Auflösung von Pensionsrückstellungen würde die AUA wesentlich entlasten. Alleine für das fliegende Personal sind rund 160 Mio. Euro zurückgestellt, sagte Vorstand Peter Malanik.

Für den Fall, dass es mit dem Bordbetriebsrat bis Ende März keine Einigung gibt, wird Albrecht einseitig den „Plan B" in Gang setzen - der Betriebsübergang auf die eigene Regionaltochter Tyrolean. Davon wären die 2100 Piloten und Flugbegleiter der AUA betroffen. Ihre Gehälter würden so lange eingefroren, bis die um rund 25 Prozent niedrigeren Tyrolean-Gehälter das AUA-Niveau erreicht hätten. Der Übergang könnte mit 1. Juli erfolgen, weil dann der vom AUA-Vorstand gekündigte Bord-KV ausläuft. Damit wird auch die sogenannte „Scope Clause" obsolet, die Tyrolean-Piloten auf Flugzeuge mit 110 Sitzen beschränkt.

Die Kosten für den Betriebsübergang wollte Malanik nicht beziffern, weil man noch nicht abschätzen könne, wie viele Piloten ausscheiden. Sie drohen, den Übergang auf die Tyrolean nicht anzunehmen und die Kündigung (inklusive Abfertigung) geltend zu machen.

Investitionen in die Flotte

Kosten sparen soll auch der Verkauf von elf Boeing 737, der in Summe einen dreistelligen Millionenbetrag bringen soll. Im Gegenzug bewilligte die Lufthansa der Tochter das Leasen von sieben Airbus A320. Damit besteht die AUA- Mittelstreckenflotte nur mehr aus Airbus-Modellen. Die Langstreckenflotte soll 2013/14 aufgestockt werden und wird nur aus Boeing 777 bestehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16. März 2012)

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