Ultimatum für Malis Putschisten läuft aus

Burkina Fasos Außenminister Bassole and Malis Juntaführer Sanogo bei Verhandlungen
Burkina Fasos Außenminister Bassole and Malis Juntaführer Sanogo bei Verhandlungen(c) REUTERS (Luc Gnago)
  • Drucken

Die Ecowas-Staatschefs beraten in Dakar über ihr Vorgehen. Malis Verfassung und die staatlichen Institutionen wurden indes für gültig erklärt.

Rund eineinhalb Wochen nach dem Staatsstreich in Mali wird die Lage in dem westafrikanischen Land immer brisanter: Am Montag läuft ein Ultimatum aus, das die Nachbarländer den Putschisten gestellt hatten. Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) hatte den Anführern des Coups Ende vergangener Woche mit scharfen Sanktionen gedroht, sollte die Macht im Land nicht innerhalb von 72 Stunden an eine zivile Regierung zurückgegeben und die verfassungsmäßige Ordnung wiederhergestellt werden.

Die Ecowas-Staatschefs wollten am Montag in der senegalesischen Hauptstadt Dakar über das weitere Vorgehen beraten, berichtete der Rundfunksender Radio France International (RFI). Eine Delegation der Putschisten war am Wochenende ins angrenzende Burkina Faso gereist, um Gespräche mit Präsident Blaise Campaore zu führen, der von der Ecowas als Vermittler eingesetzt worden war.

RFI zufolge kam Juntaführer Kapitän Amadou Sanogo am Sonntag den Ecowas-Forderungen zumindest teilweise nach und erklärte die Verfassung und alle staatlichen Institutionen wieder für gültig. Jedoch war unklar, wann es demokratische Wahlen geben wird. Sanogo hatte sich vor eineinhalb Wochen mit zahlreichen meuternden Soldaten an die Macht geputscht und Präsident Amadou Toumani Toure gestürzt.

Tuareg-Rebellen sind am Vormarsch

Unterdessen rückten die Tuareg-Rebellen im Norden des Landes immer weiter vor. Am Sonntag nahmen sie die historische Stadt Timbuktu ein, die letzte Stadt im Nordosten des Landes, die noch von der Armee gehalten wurde. Zuvor waren die Kämpfer, die den Norden Malis abtrennen wollen, bereits nach Gao und Kidal eingedrungen.

In Timbuktu kam zu schweren Plünderungen. Unter anderem seien die Rebellen in die Bibliothek, das Finanzministerium und die Banken eingefallen, hieß es. Die Stadt gehört zum Weltkulturerbe der Unesco. Sanogo kündigte an, eine Delegation in die Region schicken zu wollen, die mit den Tuareg einen Waffenstillstand aushandeln soll.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Malis Junta will Präsidenten vor Gericht stellen

Militärs trotzen der Verhängung von Wirtschaftssanktionen durch die Nachbarstaaten. Die Militärs rund um Hauptmann Amadou Sanogo haben vor zwei Wochen mit der Begründung die Macht ergriffen.
Außenpolitik

Tuareg-Rebellion: Ein Islamisten-Staat im Norden Malis?

Was als separatistischer Aufstand begonnen hat, nimmt immer stärker religiösen Charakter an. In den eroberten Städten wird bereits die Scharia durchgesetzt. Aufstände der Tuareg gibt es seit den 60er-Jahren.
Die Ecowas will eine Eingreiftruppe in Alarmbereitschaft versetzen.
Außenpolitik

Mali: Afrikanische Union beschließt Sanktionen gegen Putschisten

Die Afrikanische Union einigte sich auf ein Einreiseverbot und das Einfrieren von Vermögenswerten des Führers der Militärjunta und seiner Gefolgschaft.
Außenpolitik

Mali: Rebellenarmee mit Waffen aus Libyen

Tuareg haben mit Timbuktu auch die letzte wichtige Stadt im Norden des Landes erobert und damit quasi der ganze Landesteil unter ihrer Kontrolle. Ihr Vormarsch wurde auch durch den Putsch in Bamako begünstigt.
Rebellen Mali kesseln Timbuktu
Außenpolitik

Mali: Rebellen erobern Norden des Landes

Der Militärputsch ermöglicht den Tuareg einen nahezu ungebremsten Vormarsch. Am Nachmittag hatten die Tuareg-Kämpfer Timbuktu eingekesselt, Augenzeugen berichteten von sporadischem Gewehrfeuer.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.