Italiens Ex-Premier ist wegen Sex mit einer Minderjährigen und Amtsmissbrauchs angeklagt. Berlusconi drohen bis zu 15 Jahre Haft.
Mailand/Ag. Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi (75) erschien am Freitag erstmals bei einer Verhandlung im „Ruby-Prozess“. Dabei geht es um angebliche Sexkontakte Berlusconis im Jahr 2010 mit dem damals minderjährigen, aus Marokko stammenden Escort-Girl Karima al-Marough alias „Ruby“ und um Amtsmissbrauch.
Der Prozess läuft seit April 2011, Berlusconi drohen bis zu 15 Jahre Haft. Er bestätigte, dass er Zeuginnen im Verfahren, nämlich anderen Damen, Geld zugeschanzt habe – sie hatten gemeinsam mit Ruby an wilden Partys des Premiers teilgenommen.
„Ich erhalte diese Frauen“
Berlusconi dementierte aber sexuelle Kontakte und sagte: „Ich erhalte diese jungen Frauen, die von den Staatsanwälten verleumdet worden sind. Sie haben keine Arbeit mehr, ihre Freunde haben sie verlassen. Dabei haben sie eine einzige Schuld: bei mir an normalen Abendessen teilgenommen haben, nach denen es Theateraufführungen gab.“ Aussagen einiger Zeuginnen, nach denen junge Frauen auf einem Fest als Nonnen verkleidet strippten, dementierte Berlusconi nicht: „Es waren Burlesque-Wettbewerbe“, sagte er. Der wahre Skandal sei „das Geld, das der Staat für den sinnlosen Prozess ausgibt“.
Berlusconi sagte, er sei davon überzeugt gewesen, dass Ruby (heute 19) eine Verwandte des damaligen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak gewesen sei. sei. „Sie tat mir leid. Sie hatte mir über ihr dramatisches Leben berichtet, dass sie von ihrer Familie verjagt worden war, weil sie zum Katholizismus übergetreten war. Als ich dann erfahren habe, dass sie Marokkanerin ist, habe ich von ihr nichts mehr wissen wollen“, berichtete der Ex-Premier.
Zuvor hatte er ihr noch aus der Patsche geholfen: Als Ruby wegen Diebstahls verhaftet worden war, intervenierte er bei der Polizei, um sie freizubekommen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2012)