Ein Journalist packt vor der Staatsanwaltschaft aus: Der Ex-Premier soll für Übertritte in sein Mitte-rechts-Bündnis bezahlt haben.
Der italienische Journalist Valter Lavitola hat vor den Staatsanwälten berichtet, im Auftrag des Ex-Regierungschefs Silvio Berlusconi Parlamentarier bestochen zu haben. Dem Senator Sergio De Gregorio habe er eine Million Euro gezahlt, um ihn zum Übertritt in das Mitte-rechts-Lager des Medienzaren zu bewegen. Damit hatte Berlusconi 2010 gehofft, seine wackelige Mehrheit im Senat zu stützen und den Sturz seiner Regierung abzuwenden, berichtete Lavitola.
Lavitola ist selbst in einen umfangreichen Skandal um die Bestechung des ehemaligen Premiers involviert. Der Journalist befindet sich derzeit in einem neapolitanischen Gefängnis. Er gilt als Drahtzieher in einem Skandal um die Erpressung Berlusconis, der im vergangenen Jahr international für Aufsehen gesorgt hatte. Lavitola wird verdächtigt, gemeinsam mit dem süditalienischen Unternehmer Giampaolo Tarantini den damaligen Premier Berlusconi erpresst zu haben.
Geld für die Version des Premiers?
Tarantini soll laut den Ermittlern von Berlusconi eine halbe Million Euro für Falschaussagen über Callgirls, die in seiner römischen Residenz verkehrten, kassiert haben. Er hatte im Jahr 2008 das Escortgirl Patrizia D'Addario und mehrere andere junge Frauen in Berlusconis Residenz Palazzo Grazioli und in seine Villa auf Sardinien eingeladen. Berlusconi hatte stets behauptet, er habe D'Addario als Freundin Tarantinis kennengelernt und nicht gewusst, dass es sich um eine Prostituierte handelte.
Den Ermittlern zufolge bezahlte Berlusconi den Unternehmer, damit er diese Version bestätigte. Ein Teil der Summe, die Tarantini angeblich dafür erhielt, soll in die Taschen Lavitolas geflossen sein. Dieser habe dem 35-jährigen Unternehmer Methoden zur Erpressung Berlusconis empfohlen, vermuten die Ermittler.
Lavitola weist die Vorwürfe zurück
Lavitola, der Chefredakteur der Tageszeitung "L'Avanti", wurde im April auf dem römischen Flughafen Fiumicino festgenommen, nachdem er sich nach einer mehrmonatigen Flucht im Ausland zur Rückkehr nach Italien entschlossen hatte. "Ich habe Berlusconi nicht erpresst. Wenn ich die Möglichkeit oder den Wille gehabt hätte, Berlusconi zu erpressen, hätte ich es für einen politischen Auftrag gemacht", so Lavitola.
(Ag.)