Italien: Bestach Berlusconi einen Senator mit einer Million Euro?

Silvio Berlsuconi
Silvio Berlsuconi(c) AP (Antonio Calanni)
  • Drucken

Ein Journalist packt vor der Staatsanwaltschaft aus: Der Ex-Premier soll für Übertritte in sein Mitte-rechts-Bündnis bezahlt haben.

Der italienische Journalist Valter Lavitola hat vor den Staatsanwälten berichtet, im Auftrag des Ex-Regierungschefs Silvio Berlusconi Parlamentarier bestochen zu haben. Dem Senator Sergio De Gregorio habe er eine Million Euro gezahlt, um ihn zum Übertritt in das Mitte-rechts-Lager des Medienzaren zu bewegen. Damit hatte Berlusconi 2010 gehofft, seine wackelige Mehrheit im Senat zu stützen und den Sturz seiner Regierung abzuwenden, berichtete Lavitola.

Lavitola ist selbst in einen umfangreichen Skandal um die Bestechung des ehemaligen Premiers involviert. Der Journalist befindet sich derzeit in einem neapolitanischen Gefängnis. Er gilt als Drahtzieher in einem Skandal um die Erpressung Berlusconis, der im vergangenen Jahr international für Aufsehen gesorgt hatte. Lavitola wird verdächtigt, gemeinsam mit dem süditalienischen Unternehmer Giampaolo Tarantini den damaligen Premier Berlusconi erpresst zu haben.

Geld für die Version des Premiers?

Tarantini soll laut den Ermittlern von Berlusconi eine halbe Million Euro für Falschaussagen über Callgirls, die in seiner römischen Residenz verkehrten, kassiert haben. Er hatte im Jahr 2008 das Escortgirl Patrizia D'Addario und mehrere andere junge Frauen in Berlusconis Residenz Palazzo Grazioli und in seine Villa auf Sardinien eingeladen. Berlusconi hatte stets behauptet, er habe D'Addario als Freundin Tarantinis kennengelernt und nicht gewusst, dass es sich um eine Prostituierte handelte.

Den Ermittlern zufolge bezahlte Berlusconi den Unternehmer, damit er diese Version bestätigte. Ein Teil der Summe, die Tarantini angeblich dafür erhielt, soll in die Taschen Lavitolas geflossen sein. Dieser habe dem 35-jährigen Unternehmer Methoden zur Erpressung Berlusconis empfohlen, vermuten die Ermittler.

Lavitola weist die Vorwürfe zurück

Lavitola, der Chefredakteur der Tageszeitung "L'Avanti", wurde im April auf dem römischen Flughafen Fiumicino festgenommen, nachdem er sich nach einer mehrmonatigen Flucht im Ausland zur Rückkehr nach Italien entschlossen hatte. "Ich habe Berlusconi nicht erpresst. Wenn ich die Möglichkeit oder den Wille gehabt hätte, Berlusconi zu erpressen, hätte ich es für einen politischen Auftrag gemacht", so Lavitola.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Italien: Debakel für Berlusconi-Partei bei Kommunalwahlen
Außenpolitik

Italien: Debakel für Berlusconi-Partei bei Kommunalwahlen

In 1015 italienischen Kommunen ist am Wochenende gewählt worden. Die Mitte-rechts-Partei "Volk der Freiheit" verbuchte schmerzliche Niederlagen.
Silvio Berlusconi
Außenpolitik

Italien: Berlusconi arbeitet an Neustart seiner Partei

Der ehemalige italienischen Premier will seiner Partei wieder zum Erfolg verhelfen. Den neuen Namen behielt er noch für sich.
Karima El Mahroug, "Ruby"
Außenpolitik

Italien: Ruby verlangte 5 Millionen Euro von Berlusconi

Das Geld wollte die Marokkanerin für ihr Schweigen über die Beziehung zum Ex-Premier. Der soll sie aufgefordert haben, "verrückt aufzutreten". Wöchentlich habe sie zudem 47.000 Euro von Berlusconi erhalten.
Silvio Berlusconi
Außenpolitik

Berlusconi soll Zeuginnen 70.000 Euro überwiesen haben

Der Prozess war schon in Gange, Berlusconi zum Zeitpunkt der Überweisung Italiens Premierminister. 55.000 Euro soll er zudem an eine Regionalpolitikerin überwiesen haben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.