Cate Blanchett zu Besuch in Wien

Mit Cate Blanchett gibt eine der versiertesten Schauspielerinnen der Gegenwart ein Gastspiel in Wien. Zwischenbilanz einer außergewöhnlichen Karriere.

Sie drückt jeder Rolle ihren unverwechselbaren Stempel auf. Dennoch gleicht keiner ihrer verkörperten Charaktere dem anderen. In Sachen mimischer Ausdrucksstärke und Facettenreichtum kann Cate Blanchett, die heute, Montag, 43 Jahre alt wird, kaum eine ihrer Kolleginnen das Wasser reichen. Hinzu kommt der stets etwas verschleiert wirkende Blick, der sie zur geheimnisvollen Frau par excellence macht.

Dass die gebürtige Australierin nicht nur auf ihre Karriere als weltweit etablierter Hollywood-Star Wert legt, sondern bis heute auch dem Theater treu geblieben ist, beweist sie einmal mehr mit ihrem Engagement bei den am 11.Mai begonnenen Wiener Festwochen. Bis 20.Mai ist Blanchett als Lotte in Botho Strauß' „Groß und Klein“ auf der Bühne zu sehen. In dem surrealen Drama spielt sie eine Frau auf der verzweifelten Suche nach Anschluss und verstrickt sich in einer Welt sozialer Netzwerke in hoffnungslose Einsamkeit. Wegen der großen Nachfrage haben die Festwochen eigens eine Voraufführung vor der eigentlichen Premiere am vergangenen Samstag ins Programm genommen: Freitagabend wurde das Werk in der HalleE des Museumsquartiers erstmals gespielt.

Bezeichnend für Blanchetts Karriere ist, dass sie sich von Anfang an auf keinen Rollentypus festlegen ließ, sondern immer Mut zum Risiko gezeigt und sich an verschiedenen Charakteren aller Genres versucht hat. Diese Wandlungsfähigkeit machte sie zu einer der begehrtesten Darstellerinnen der Traumfabrik – schließlich begeistert sie mit beinahe jedem ihrer Filme Kritiker wie Publikum gleichermaßen.

So überzeugte sie als zauberhafte Elbin Galadriel in Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Trilogie (2001–2003) ebenso wie in ihrer Rolle als Bob Dylan in Todd Haynes' „I'm Not There“ (2007) und als Brad Pitts Objekt der Begierde in David Finchers „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ (2008).

Der kommerzielle Durchbruch gelang ihr in Shekhar Kapurs historischem Drama „Elizabeth“ (1998). Ihre nuancierte Darstellung der berüchtigten englischen Regentin brachte ihr sogar eine Nominierung für den Oscar ein – den sie sechs Jahre später für ihre Verkörperung der legendären Katharine Hepburn in „Aviator“ (2004) schließlich auch bekam. Für ihre Leistung in „Elizabeth – Das goldene Königreich“ (2008), der Fortsetzung von „Elizabeth“, wurde sie 2008 erneut für den Oscar nominiert.

Als Ausgleich zum Glanz und Glamour des Hollywood-Mikrokosmos leitet sie ein Theater in Sydney – zusammen mit ihrem Mann, dem Regisseur Andrew Upton, mit dem sie seit 15 Jahren verheiratet ist. Gemeinsam haben sie drei Söhne. Blanchetts Berühmtheit und ihre zahlreichen Kontakte tragen selbstverständlich zum Erfolg der Sydney Theatre Company bei. Stargäste wie Regisseur Steven Soderbergh („Ocean's Eleven“) und Oscar-Preisträger Philip Seymour Hoffman („Capote“) haben dort bereits inszeniert. Das Ziel ist es, genug Geld einzuspielen, um hin und wieder auch ein Stück in der Sprache der Aborigines auf die Bühne zu bringen.


Ein Plan, der bisher ebenso aufging wie Blanchetts Vorsatz, sich nicht über skandalträchtige Klatschmeldungen, sondern über die Leinwand zu definieren. Seit ihrem Kinodebüt im Jahr 1997 an der Seite von Glenn Close und Frances McDormand in „Paradise Road“ verlässt sie sich allein auf ihr Talent und hat mehr auch nicht nötig.

Ebenso beeindruckend ist ihr sicheres Gespür für schwierige Rollen in außergewöhnlichen Filmen. Missgriffe wie die Teilnahme an Steven Spielbergs „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ (2008), in dem sie ausnahmsweise kaum Akzente setzen konnte, gehören der Minderheit an. Derzeit steht sie beispielsweise für Terrence Malicks („Der schmale Grat“) Film „Lawless“ – sicherlich ein Garant für den Oscar – vor der Kamera. Der Kinostart ist Mitte 2013.

Auf einen Blick

Wien-Gastspiel. Hollywood-Star Cate Blanchett ist im Rahmen der Festwochen bis 20. Mai als Lotte in Botho Strauß' „Groß und Klein“ im Museumsquartier zu sehen. In dem surrealen Drama spielt sie eine Frau auf der Suche nach Anschluss und verstrickt sich in einer Welt sozialer Netzwerke in ausweglose Einsamkeit. Blanchett ist eine der herausragendsten Schauspielerinnen der Gegenwart und betreibt zusammen mit ihrem Mann, dem Drehbuchautor und Regisseur Andrew Upton, ein Theater in Sydney.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2012)

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