AUA-Bordbetriebsratschef bleibt, 80 Piloten wollen gehen

Der Betriebsrat der AUA schätzt an die 250 Mitarbeiter-Abgänge
Der Betriebsrat der AUA schätzt an die 250 Mitarbeiter-Abgänge(c) dapd (Hans Punz)
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Karl Minhard bleibt an Bord und will ein "Signal auch an andere Piloten" geben. Weiters wollen 170 Flugbegleiterinnen das Unternehmen verlassen.

Bei der AUA (Austrian Airlines) kommt es zu weiteren Piloten-Abgängen, die sich dem umstrittenen Betriebsübergang auf Tyrolean verweigern. Seit heute ist aber keine Rede mehr von 200 oder 300 Austritten, die den Flugbetrieb in den nächsten Wochen ins Chaos gestürzt hätten. AUA-Bord-Betriebsratschef Karl Minhard hat am Freitag seinen Verbleib als Pilot und als Belegschaftsvertreter bekanntgegeben.

Das sei ein Signal auch für andere Piloten gewesen, sagte Minhard vor Journalisten nach der entscheidenden Betriebsversammlung. Auch sein "Co" Wolfgang Widmann bleibt. "Wären wir gegangen, wäre der Kollaps perfekt gewesen", ist Minhard überzeugt. Denn einige hätten ihm und seinen Betriebsratskollegen erklärt, sie blieben nur deshalb an Bord, "weil ihr auch bleibt".
Man habe damit Augenmaß bewiesen. Jetzt will er Signale vom Vorstand, sprich neue Verhandlungen.

Entscheidungsfrist bis 31.Mai

Mit gestrigem Datum seien es 80 Piloten und 170 Flugbegleiterinnen, die das Unternehmen wegen des Übergangs verlassen. 43 der 80 Piloten hatten schon davor einvernehmlich den Abschied bekanntgegeben. Bis Ende Mai dürften zwar noch einige dazu kommen. Anderseits habe die persönliche Entscheidung der führenden Belegschaftsvertreter viele andere bewogen, an Bord zu bleiben, hieß es heute.

Von 17 Bord-Betriebsratsmitgliedern wählten zwei (Piloten) den Abgang. Minhard und seine weiteren verbliebenen Kollegen "wollen weiter für die Rechte der Mitarbeiter kämpfen", wie er sagte. Bisher laufen sechs Klagen gegen den Zwangsumstieg, nächste Woche geht die Gewerkschaft zum Obersten Gerichtshof (OGH). Den Betriebsübergang selbst wertet Minhard weiter als "Schwachsinn", den er immer noch wegverhandeln will.

Ersatzplan wahrscheinlich nicht notwendig

Anders als bei den kämpferischen Betriebsversammlungen der vergangenen Monate war schon am frühen Vormittag die gedrückte Stimmung im Office Center am Airport in Wien-Schwechat fühlbar. Im Verlauf verließen auch immer wieder Crews grüppchenweise die Versammlung, um ihren Dienst an Bord anzutreten. Damit hielten sich Verspätungen einiger Flüge in engeren Grenzen als beim letzten Mal. Vier Flüge hatte die AUA schon gestern vorweg gestrichen, und die drei Transatlantikflüge vom Vormittag hoben wie angekündigt erst Mittag ab.

Die AUA hat für das verkehrsreiche Pfingstwochenende bereits vorgesorgt. Sollten sich zu viele Piloten "unfit to fly" melden und kein Ersatz aus der eigenen Firma aufzutreiben sein, stünden Lufthansa und Swiss bereit, Europastrecken der AUA zu übernehmen. Dass dieser Einsatzplan aktiviert werden muss, scheint nach der heutigen Entspannung unwahrscheinlich.

Droht erheblicher "Crew-Unterbestand"?

Mögliche Folgen für den Abgang einer größeren Anzahl von Piloten hat ein internes Papier der AUA aufgezeigt. Im Protokoll der AUA-Arbeitsgruppe "Transition Handling" vom 4. Mai 2012 steht geschrieben, dass die AUA bereits bei 113 Piloten-Abgängen einen erheblichen "Crew-Unterbestand" orte (Mehr dazu...).

(APA)

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