AUA-Betriebsrat und Gewerkschaft kämpfen weiter gegen den Betriebsübergang zur Tyrolean: Sie bringen nächste Woche Klagen beim OGH ein.
Wien. Er bleibt. „Ich werde weiter gegen den Betriebsübergang zur Tyrolean kämpfen und sehe das auch als Signal an die Mitarbeiter“, sagte der streitbare Chef des AUA-Bordbetriebsrats, Karl Minhard, am Freitag nach einer äußerst emotional verlaufenden Betriebsversammlung, bei der auch Tränen flossen. Im Unterschied zu Minhard haben bis Donnerstag 80 Piloten und 170 Flugbegleiter ihren Abgang fixiert (davon sind 43 Piloten in den letzten Wochen einvernehmlich ausgeschieden). Sie machen von dem Recht Gebrauch, den Betriebsübergang zu verweigern und mit ihrer Abfertigung von bis zu 500.000 Euro die AUA zu verlassen.
Auch wenn bis Ende der Entscheidungsfrist am Dienstag noch einige gingen, dürften es nicht 200 Piloten werden. Minhard führt das auf seine Entscheidung zurück: „Wären wir gegangen, wäre der Kollaps perfekt gewesen“, ist er überzeugt. Damit dürfte das befürchtete Chaos jetzt zu Pfingsten und in den Ferienmonaten ausbleiben – auch, wenn sich überdurchschnittlich viele Piloten „unfit to fly“ melden, wie es bereits vor drei Wochen geschah. Einer AUA-internen Berechnung zufolge würden bei einem Abgang von 113 Piloten Crews für fünf bis sechs Flugzeuge fehlen. Wie die „Presse“ am 22. Mai berichtete, stehen die Konzernmutter Lufthansa und die Schwester Swiss bereit, Europastrecken der AUA zu übernehmen. Am gestrigen Freitag hatte die AUA vorsorglich vier Flüge gestrichen und drei Transatlantikflüge verschoben.
Malanik geht sofort
Der mit 1. Juli geltende Betriebsübergang zur Tyrolean (dabei wird der Flugbetrieb von AUA und Tyrolean zusammengelegt und die Gehälter von 2200 AUA-Piloten und -Flugbegleitern eingefroren) soll die Personalkosten deutlich senken. Er ist Teil des 263 Mio. Euro schweren Sanierungspakets, mit dem AUA-Boss Jaan Albrecht die hoch defizitäre AUA auf Gewinnkurs trimmen will. Albrecht, der seinen Job im November antrat, hat binnen eines halben Jahres das Sparpaket fixiert – auch, wenn der Bordbetriebsrat und die Gewerkschaft Vida nun mit Klagen dagegen ankämpfen. Der OGH soll klären, ob der AUA-KV trotz des Betriebsübergangs nachwirkt.
Albrecht hat auch die – zum Teil verkrustete – Führungsstruktur komplett umgebaut. Nachdem Vertriebsvorstand Andreas Bierwirth im März vorzeitig ausgeschieden war, wurde nun auch der Abgang von Vorstand Peter Malanik mit Freitag fixiert. Dass Malaniks Vertrag, der zu Jahresende ausgelaufen wäre, nicht verlängert wird, war schon bekannt. Der Jurist war 27 Jahre bei der AUA, seit 2008 als Vorstand. Malanik, der auch die Kollektivvertragsverhandlungen führte, soll zwar den Betriebsübergang als Alternative zu einem kostengünstigeren Bord-KV ins Spiel gebracht haben. Er soll aber für eine „österreichische Lösung“ – im Klartext, weitere Verhandlungen – plädiert haben. Was Albrechts Intention, nach dem monatelangen Tauziehen endlich ein Ergebnis zu erzielen, entgegenstand. Bierwirth soll sich von Anfang an gegen den Betriebsübergang gestemmt haben.
Wieder ein dritter Vorstand?
Auch auf der zweiten Ebene bleibt kein Stein auf dem anderen. Die Leitung von Flugbetrieb, Personal, IT und des Drehkreuz-Managements wurden neu besetzt.
Albrecht führt die AUA nun mit Ex-Lufthansa-Manager Karsten Benz, der für den Vertrieb zuständig ist. Tyrolean-Boss ist der ehemalige Swiss-Vorstand Gaudenz Ambühl. Ob die AUA wieder einen dritten Vorstand bekommt, ist offen. Ausgeschlossen wird das im Unternehmen nicht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2012)