Zieht, wohin ihr wollt! Aber zieht!

Die Standortdebatte zeigt einmal mehr, was das größte Dilemma des ORF ist: Die Politik führt ihn an der kurzen Leine.

Auch in der Standortfrage zeigt sich das alte Dilemma des ORF: Weil die Politik in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hineinregiert, entstehen unerfreuliche Situationen. Wie wäre es gewesen, wenn sich keine Partei für oder gegen einen Umzug nach St.Marx ausgesprochen hätte? Wenn die Politik die Entscheidung allein dem ORF-Chef überlassen hätte? Dann wäre – vielleicht – von Anfang an ordentlich gerechnet worden, wären Vor- und Nachteile der Standorte abgewogen und wäre eine klare Entscheidung gefällt worden.

Die Realität weckt uns aus kühnen Träumen. Weil sich die Wiener SPÖ den ORF schon seit Langem in ihr Stadtentwicklungsgebiet wünscht, ist die ÖVP aus Trotz dagegen. Wer braucht da noch genaue Zahlen, die zuerst die eine, dann die andere Variante schönrechnen? Übrig bleibt ein verunsicherter ORF-Chef, der sich nicht zu sagen traut, dass er auch ohne SPÖ-Einflüsterung für den Neubau plädiert, weil es so vermutlich einfacher wäre, einen modern strukturierten ORF aufzubauen. Unterm Strich ist wohl egal, von wo aus der ORF in Zukunft sein Programm sendet – ob vom sanierten Küniglberg in Hietzing oder aus dem Neubau in St. Marx. Wichtig ist, dass er sich auf sein Programm konzentriert und sich nicht weiter mit Standortfragen aufhält. Also liebe ORFler: Zieht wohin ihr wollt, aber tut es endlich!

E-Mails an: anna-maria.wallner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2012)

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