Freyung 4: Die neue "chichifreie Zone"

Christian Wukonigg und Daniela Knor
Christian Wukonigg und Daniela Knor(c) Die Presse (Gabriele Paar)
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„Café Engländer“, „1010“, jetzt „Freyung 4“: Christian Wukonigg und Daniela Knor haben die dritte „chichifreie Zone“ in der Innenstadt eröffnet. In die Gastronomie kamen die beiden über Umwege.

Es ist sich gerade noch ausgegangen. „Unbedingt im Juni“ wollten Christian Wukonigg und Daniela Knor ihr neues Lokal aufsperren, noch bevor mit dem letzten Schultag „der wahre Exodus aus der Stadt beginnt“. Den ersten Probelauf bot Anfang vergangener Woche der Geburtstag von Konstantin Wecker. Am Freitag lud man Freunde zum Probe-Essen, seit Montag ist das „Freyung 4“ geöffnet.

Das Lokal in einem Innenhof des Palais Kinsky ist der jüngste Versuch in einer ganzen Reihe, den Standort zu betreiben. Und man ist geneigt, ihm eine Chance zu geben, zumal sich die Betreiber schon andernorts bewiesen haben. Klar, das „Café Engländer“ lebt vom Simpl, aus dem man nur umfallen muss, und den dazugehörigen Schauspielern/Schreibern/Musikern. Aber es hat auch schon nicht funktioniert. Seit 2002, als es Christian Wukonigg übernahm, brummt es. Im Vorjahr haben er und seine Partnerin Daniela Knor dann das „1010“ erfunden und damit einen Ort im Ersten, an dem man auch spätnachts noch einkehren kann, wenn die Loos Bar wieder mal voll ist.

Nun, nur ein Jahr später, also das dritte Lokal. Das war „weder geplant noch gewollt“, sagt Wukonigg. „Wir wurden vom Vermieter gefragt, haben es uns angeschaut, haben einander angeschaut – und gesagt, da fällt uns was ein.“ Die Reaktion der Freunde sei in etwa so gewesen, „als würde man nach 14 Monaten schon das nächste Kind kriegen“, sagt Knor. „Aber wenn sich Gelegenheiten ergeben, muss man sie ergreifen.“ Wobei das mit dem Kind zwischen den beiden ein nicht ganz passender Vergleich ist: Denn die beiden waren verheiratet, sind jedoch seit zwei Jahren getrennt. Aber, wie sie versichern, weiter ein gutes Team. „Ganz ehrlich“, sagt Wukonigg, „es funktioniert jetzt besser. Wir haben menschlich die richtige Wahl getroffen – uns nur zuerst im Fach vergriffen.“

Auch in die Gastronomie kamen beide über Umwege. Wukonigg hatte eigentlich als Antiquar begonnen, in den 1980ern, doch sein Buchhandel in der Schönlaterngasse entwickelte sich nicht ganz so, wie er es sich vorgestellt hatte. 50 Meter weiter lag eine Bar, das Enrico Panigl, „damals eines der drei, vier Lokale, wo man hinging“. Wukonigg wurde Barchef, stellte fest, dass er Spaß an der Sache hatte und blieb in der Gastronomie („Oswald & Kalb“). Daniela Knor wiederum hatte Wirtschaft studiert und nur nebenbei gekellnert, als sie ihren späteren (Ex-)Mann traf. Der dann das Engländer übernahm. „Ich hab mir gedacht, ich mach mit, sonst sehen wir uns nie.“ Wobei, die Veranlagung habe man – oder nicht. „Je nachdem, ob man gern ausgeht, gern kommuniziert“ – „oder“, ergänzt Wukonigg, „gern Gastgeber ist. Der Unterschied zwischen uns und anderen Gastronomen ist der, dass wir keine Habererpartie haben, bei der wir sitzen.“ Lange, sagt Knor, sei sie kein Fan des Ausgehens im ersten Bezirk gewesen. „Es ist mir auf die Nerven gegangen, dass immer für dieselben 200 Leute plus Gefolgschaft Lokale gemacht werden.“ Die eigenen seien „bewusst unprätentiös, ohne Chichi. Manchen fehlt die Bühne, aber das macht nichts.“

So sitzt man im „Freyung 4“ auf buntem Waschbeton an Packpapiersets, in Zukunft soll man DJs lauschen können. Denn dritter Chef des Lokals ist Knors neuer Partner, Stefan Svoboda. Und der hat nicht nur Event-, sondern auch Clubvergangenheit („Passage“). Er und Wukonigg hätten sich „von Anfang an gut verstanden. Worauf wir beschlossen haben, unsere Fähigkeiten und Bekanntenkreise zu vereinen.“

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