Gewitter in Obersteiermark: Katastrophenalarm nach Regen

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Überflutete Ortschaften, vermurte Straßen: Heftige Gewitter haben vor allem in der Obersteiermark millionenschwere Schäden angerichtet.

Wien/Apa/Mpm. Die Feuerwehr Liezen sprach von „Weltuntergangsstimmung“. Die 350 Obersteirer, die ihre Häuser fluchtartig verlassen mussten, werden kaum widersprechen: Die heftigen Regenfälle am Donnerstagnachmittag und -abend haben in Salzburg und Tirol, vor allem aber in der Obersteiermark schwere Schäden verursacht: In mehreren steirischen Gemeinden in den Bezirken Liezen, Murtal, Leoben und Bruck/Mur wurde Katastrophenalarm gegeben.

Mehr als 70 Häuser in der Gemeinde Trieben wurden aus Sicherheitsgründen evakuiert, Notlager in Turnhallen errichtet. Binnen weniger Stunden wurden aufgrund der Regenmassen, die laut Zentralanstalt für Meteorologie in dieser Heftigkeit nur „einmal in zehn bis 20 Jahren vorkommen“, aus kleinen Bächen mitreißende Fluten. In der Liezener Ortschaft Treglwang „kamen Schlamm und Geröll meterhoch durchs Ortszentrum“, sagte Feuerwehrsprecher Christoph Schlüßlmayr. Keller wurden überflutet, zahlreiche Muren gingen ab und blockierten Straßen. So wurde die B114 von Trieben nach Hohentauern auf einer Länge von 800 Metern meterhoch mit Geröll und Schlamm verschüttet und wird vermutlich mehrere Wochen lang gesperrt bleiben.

In teils dramatischen Rettungsaktionen gelang es, fast alle Betroffenen unverletzt zu bergen. Nahe Mariazell gab es allerdings eine Schwerverletzte: Eine Wallfahrerin stürzte im Unwetter ab, als eine Holzbrücke nachgab.

Meterhohe Mure auf der A10

Einen Schwerverletzten gab es auch in Salzburg nach einem Murenabgang auf der Tauernautobahn (A10) bei Flachau: Ein Kombi wurde von einer eineinhalb Meter hohen Mure mitgerissen. Der Lenker wurde eingeklemmt, die Feuerwehr musste ihn mit Bergeschere und Spreizer befreien. Am Freitag wurde die Fahrbahn in Richtung Villach wieder freigegeben, Richtung Norden bleibt die A10 aber gesperrt, die Aufräumarbeiten werden hier noch länger dauern.

Auch in der Obersteiermark werden die Feuerwehren noch tagelang im Dauereinsatz sein, sagt Einsatzleiter Walter Danklmaier. „Die Arbeiten laufen nach Plan, die Lage ist aber angespannt.“ Zudem fürchtet man die für die Nacht auf Samstag prognostizierten weiteren Regenfälle. „Das könnte unsere ganze Arbeit zunichtemachen.“

Landeshauptmann Franz Voves (SP) und sein Stellvertreter Hermann Schützenhöfer (VP) machten sich am Freitag vor Ort ein Bild von den Katastrophengebieten und sagte rasche Hilfe zu. Man werde „versuchen, sehr großzügig zu sein, vor allem bei der Soforthilfe“, so Voves. Die Schäden dürften allein in Liezen in die Millionen gehen. Bezirkshauptmann Josef Dick spricht von „sehr viel Schadstellen in den Bereichen Wasserleitungen, Gas, Strom und Straßen“. In der Landwirtschaft richtete der Hagel laut Hagelversicherung Schäden in der Höhe von fünf Mio. Euro an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2012)

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