Brücke

Russischer Staatsbahn ist Krim-Reise zu riskant

Den russischen Staatsbahnen RZD war das Krim-Geschäft wegen der drohenden Strafmaßnahmen offenbar zu riskant.
Den russischen Staatsbahnen RZD war das Krim-Geschäft wegen der drohenden Strafmaßnahmen offenbar zu riskant.APA/AFP/SPUTNIK/ALEXEY NIKOLSKY
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Putin eröffnet die Zugverbindung auf die annektierte Halbinsel – und gründet eine eigene Bahngesellschaft.

Moskau/Wien. Wladimir Putin hat die „weiche“ Zugfahrt über die Krim-Brücke genossen. Der russische Präsident weihte am Montag die Bahnstrecke zwischen der annektierten Halbinsel und dem russischen Festland ein. Bei einem Festakt lobte er „Talent, Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit“ der Ingenieure und Arbeiter, die bewiesen hätten, dass Russland „Infrastrukturprojekte auf Weltniveau“ durchführen könne.

Weltniveau freilich, dem die internationale Anerkennung versagt bleibt. Der Westen hat das Bauwerk verurteilt und Sanktionen gegen die Bauherren erlassen. Der Kreml hat die Fertigstellung seines milliardenteuren Prestigeprojekts dennoch niemals in Frage gestellt. Das Bauwerk festigt den Machtanspruch auf die 2014 handstreichartig übernommene Halbinsel und verbindet die Krim erstmals mit dem russischen Festland. Errichtet hat es Putin-Freund Arkadij Rotenberg, den die EU dafür mit Sanktionen belegt hat. Im Mai 2018 eröffnete Putin – in der Fahrerkabine eines roten Kamaz-Lkw sitzend – den Autobahnteil der Brücke, ab Juli 2020 soll der Güterverkehr auf die isolierte Halbinsel starten. Insgesamt 14 Millionen Passagiere sollen im nächsten Jahr die Brücke nutzen. Der Tourismussektor der Krim hofft auf mehr Besucher.

Teure Reise nach Süden

Anders als Rotenberg war den russischen Staatsbahnen RZD das Krim-Geschäft wegen der drohenden Strafmaßnahmen offenbar zu riskant. Die Züge werden von der privaten Eisenbahngesellschaft namens „Grand Service Express“ betrieben, die bisher auf Bahnreisen im Luxussegment spezialisiert war. Tickets für die Züge Moskau-Simferopol und St. Petersburg-Sewastopol kann man über die RZD keine kaufen. Die Fahrkarten sind ähnlich teuer wie Flüge – und die Reise ist lang: Der aus St. Petersburg am Montagmittag abgefahrene Zug wird in der Nacht auf Mittwoch auf der Halbinsel erwartet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2019)

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