Ukraine-Krieg

Kiew rüstet sich für die Schlacht

Ukrainische Soldaten in Irpin nördlich von Kiew. Die Stadt wird seit Tagen beschossen.
Ukrainische Soldaten in Irpin nördlich von Kiew. Die Stadt wird seit Tagen beschossen. AFP/SERGEI SUPINSKY
  • Drucken

Die russische Armee steht vor den Toren der ukrainischen Hauptstadt. Der Kreml erteilt westlichen Forderungen nach einer Waffenruhe eine Absage.

Sandsäcke und Autoreifen türmten sich auf den Straßen. Rund um den Maidanplatz im Zentrum von Kiew, einem Symbol der Revolution von 2014, war keine Menschenseele zu sehen. Über der ukrainischen Hauptstadt lag am Samstag eine gespenstische Stille. Nur Soldaten patrouillierten. Und in den Außenbezirken hörten die Menschen, dass das Donnern der russischen Geschosse immer näher kam.

Hunderttausende haben die Stadt bereits verlassen, nach Schätzungen rund die Hälfte der ursprünglich fast vier Millionen Bewohner. Hunderte weitere harrten auf dem Bahnhof aus, um noch einen Zug hinaus aus Kiew zu erwischen – bevor das kommt, was bereits seit Tagen erwartet wird: ein russischer Großangriff auf die Hauptstadt. Als Vorboten dessen wurden auch die Flüchtlinge aus den nahen Orten nordwestlich der Stadt gesehen, die schon lang heftig beschossen werden, vor allem Irpin und Bucha. „Es ist völlig verrückt, was passiert“, sagte ein geflüchteter Student der britischen BBC. Etwa 25 Kilometer sei der Großteil der russischen Truppen von der Innenstadt entfernt, schätzen britische Geheimdienstquellen am Samstagnachmittag.

Schwerer Beschuss der Städte

Nicht nur außerhalb von Kiew hörten die Menschen Explosionen und Sirenengeheul. Auch die umzingelten Städte Charkiw, Tschernihiw, Sumy und Mariupol standen weiterhin unter schwerem Beschuss. Die Hafenstadt Mariupol im Südosten des Landes am Asowschen Meer, die sich seit Tagen unter hohen Verlusten gegen den russischen Ansturm wehrt, verlor östlich gelegene Randbezirke an prorussische Separatisten. Das sind ukrainische Angaben. Das russische Verteidigungsministerium hat zuvor schon die Einnahme mehrerer Stadtteile gemeldet. Die humanitäre Situation in der Stadt sei katastrophal, erklärten Hilfsorganisationen.



Frankreichs Präsident, Emmanuel Macron, und Deutschlands Kanzler, Olaf Scholz, unternahmen dann einen erneuten Versuch, Russlands Präsidenten, Wladimir Putin, zu einer sofortigen Waffenruhe zu bewegen – vergeblich, wie während des 75 Minuten langen Telefonats klar wurde. Putin habe die beiden Politiker über den „wahren Stand der Dinge“ aufgeklärt, teilte der Kreml mit und kritisierte eine „ungeheuerliche Verletzung“ des humanitären Völkerrechts durch ukrainische Truppen, jedoch ohne Details zu nennen.

Schärfer wurde der Ton Moskaus auch mit Blick auf die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine: Ein Konvoi mit neuen Rüstungsgütern könne von russischen Streitkräften als Ziel genommen werden, warnte der russische Vize-Außenminister Sergej Rjabkow im Moskauer Staats-TV.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.