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Papst warnt vor Schwächung der Demokratie in Amerika

Papst Franziskus am Montag in seiner jährlichen Neujahrsansprache
Papst Franziskus am Montag in seiner jährlichen Neujahrsansprache(c) via REUTERS (VATICAN MEDIA)
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Papst Franziskus warnt in seiner Neujahrsrede vor diplomatischem Corps außerdem vor Christenverfolgung und Mangel an Religionsfreiheit. Auch gegen Abtreibung spricht er sich neuerlich aus.

Der Papst hat sich am Montag in seiner Rede vor dem im Vatikan akkreditierten diplomatischen Corps über die jüngsten Geschehnisse in Brasilien besorgt erklärt. "Ich denke an die politischen Krisen in verschiedenen Ländern des amerikanischen Kontinents mit ihren vielen Spannungen und Gewaltformen, die soziale Konflikte verschärfen. Ich denke insbesondere an die jüngsten Ereignisse in Peru und in den letzten Stunden in Brasilien", so der Papst.

Auch die Situation in Haiti bezeichnete der Papst als "besorgniserregend". In vielen Ländern sei die Demokratie in Gefahr. Frauen und ethnische Minderheiten würden besonders stark unter Unruhen und sozialen Spannungen und sogar bewaffneten Auseinandersetzungen leiden. "In vielen Bereichen sind die zunehmenden politischen Polarisierungen und sozialen Probleme ein Zeichen für eine Schwächung der Demokratie, die nicht dazu beitragen, die dringenden Probleme der Bürger zu lösen", fügte der Papst hinzu.

Appell für universelle Anerkennung der Religionsfreiheit

Der Pontifex sprach auch das Thema Religionsfreiheit an. "Frieden erfordert auch die universelle Anerkennung der Religionsfreiheit. Es ist besorgniserregend, dass es Menschen gibt, die verfolgt werden, nur weil sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekennen, und es gibt viele Länder, in denen die Religionsfreiheit eingeschränkt ist", warnte der Papst. Ungefähr ein Drittel der Weltbevölkerung lebe in diesem Zustand. "Neben dem Mangel an Religionsfreiheit gibt es auch Verfolgung aus religiösen Gründen. Jeder siebente Christ wird verfolgt", warnte der Papst.

"Man darf nicht vergessen, dass Gewalt und Diskriminierung von Christen auch in Ländern zunehmen, in denen sie keine Minderheit sind. Die Religionsfreiheit, die nicht auf die bloße Religionsfreiheit reduziert werden kann, ist eine der Mindestvoraussetzungen für ein Leben in Würde, und die Regierungen haben die Pflicht, sie zu schützen und sie für alle zu garantieren", warnte der Papst.

Gegen Abtreibung, besorgt über Geburtenrückgang

Franziskus bezog auch neuerlich klar gegen die Abtreibung Stellung. "Der Friede verlangt zuallererst, dass wir das Leben verteidigen, ein Gut, das heute nicht nur durch Konflikte, Hunger und Krankheiten, sondern allzu oft schon im Mutterleib bedroht ist, indem wir ein angebliches 'Recht auf Abtreibung' bekräftigen", sagte er. "Niemand kann ein Recht auf das Leben eines anderen Menschen beanspruchen, insbesondere dann nicht, wenn dieser wehrlos ist und somit keine Möglichkeit hat, sich zu verteidigen", sagte der Papst. Er appellierte an die Politiker, "sich für den Schutz der Rechte der Schwächsten einzusetzen und die Kultur des Wegwerfens auszurotten, die leider auch Kranke, Behinderte und ältere Menschen betrifft".

Der Papst bezog sich unter anderem auf das Problem des Geburtenrückgangs in vielen europäischen Ländern, darunter Italien. "Leider scheint sich immer mehr eine 'Angst' vor dem Leben zu entwickeln, die sich vielerorts in Zukunftsangst und Schwierigkeiten bei der Familiengründung und der Geburt von Kindern äußert. In einigen Bereichen, ich denke da zum Beispiel an Italien, ist ein gefährlicher Geburtenrückgang zu verzeichnen, ein echter demografischer Winter, der die Zukunft der Gesellschaft gefährdet", so Franziskus.

(APA)

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