Karl Popper: Ach, wenn er doch noch mitstreiten könnte

Various Writers and Journalists
Various Writers and Journalists(c) Getty Images (David Levenson)
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Vor 25 Jahren starb der Publikumsliebling der Nachkriegsphilosophie. Warum wir die Waffen seiner Argumente wieder aus dem Arsenal holen sollten.

Der große Denker konnte ganz schön kleinlich sein. Karl Popper mochte es gar nicht, wenn ihn ein Kollege auf einen Fehler in der Argumentation hinwies. Er wollte immer recht behalten und bog seine Schlampereien und logischen Flüchtigkeitsfehler so hin, dass sie irgendwie doch zu passen schienen. Die Wegbegleiter, die ihn noch auf Kongressen erlebten, lächeln über diese Marotte. Mit Ironie, weil der Philosoph damit seinem berühmten Lob der Falsifikation gröblich zuwiderhandelte. Aber auch mit Nachsicht, weil man ihm sein übersteigertes Selbstwertgefühl so gern verzieh. Er hatte ja wirklich die Welt zum Guten verändert. Und er wollte sich nicht durch Einspruch im Detail daran hindern lassen, sie noch besser zu machen. Was für eine Ausnahme in seiner Zunft!

Doch kein „Ja eh“-Philosoph

Als Max Scheler starb, startete Martin Heidegger eine Vorlesung mit den Worten: „Abermals fällt ein Weg der Philosophie ins Dunkel zurück.“ So verstand man früher viele Meisterdenker, die geistige Tiefen ergründen wollten. Ihre Erben sind Uni-Professoren, die verblasste Theoriegebäude abgehoben vom Weltgeschehen lustlos verwalten. Seit aber Popper vor 25 Jahren aus dem Leben schied, ist von seiner Philosophie nichts „ins Dunkel zurück“ gefallen. Seine Botschaft bleibt eine wirksame Waffe im Kampf gegen die Feinde einer „offenen Gesellschaft“. Als er sein berühmtestes Buch im Exil in Neuseeland schrieb, ruinierte er fast seine Gesundheit, um die zwei Bände noch vor Kriegsende zu publizieren und damit das Geschehen beeinflussen zu können.

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