Neues aus der Freizeitgesellschaft

Warum das Frühstück doch nicht die wichtigste Mahlzeit des Tages ist.

Von den vielen, einander oft widersprechenden Labels, die so am Heute kleben, ist Freizeitgesellschaft ein recht gebräuchliches geworden. Da wir immer ein bisserl gerätselt haben, was genau damit eigentlich gemeint ist (vor allem, weil wir ja gleichzeitig mindestens ebenso oft beschworen bekommen, in einer Hochleistungsgesellschaft zu leben, was in Kombination ja nach guter Mitte klingt), könnte die abgelaufene Woche Aufschluss geben.

Vielleicht ist ja eine Gesellschaft gemeint, die in der Woche vor dem Start der Semesterferien im Osten leidenschaftlich über die Einführung eines neuen Ferientyps (Herbstferien, und gleich zehn Tage lang) diskutiert und gleichzeitig heftig über den Abtausch von Feiertagen (Pfingstmontag gegen Karfreitag) streitet. Wenn das so ist, dann leben wir gern in einer Freizeitgesellschaft.

Dabei ist nun das interessante Argument aufgetaucht, ein Freitag sei als Feiertag weniger wert als etwa ein Montag, da am Freitag in Büros oft früher Schluss sei, womit man bei einem freien Freitag gegenüber einem freien Montag um ein paar Stunden arbeitsfreie Zeit umfalle. Im Ernst. Kaum schwächer scheint da schon das (noch) nicht vorgebrachte Argument, dass man zu Ostern ohnehin zumindest ein verlängertes Wochenende und Schulfreien freihabe, während von Pfingsten bzw. den gleichnamigen Ferien ohne Pfingstmontag nicht mehr viel übrig bliebe. Fraglich ist auch, ob sich bald der Begriff der Fensterwoche(n) zwischen zwei nahe gelegenen Ferienterminen etabliert. So könnte man ganze Monate am Stück freibekommen.

Zusätzliche Ferien und Feiertage hätten durchaus das Zeug dazu, als Wahlkampfschlager den so beliebten Steuersenkungsversprechen wirksam Konkurrenz machen. „Karfreitag daham“ wäre ein Beispiel für ein breitenwirksames Campaigning einmal ganz ohne Ausländerbezug. Oder: „Nehmen Sie sich doch die Herbstferien, die Ihnen zustehen.“

Wer auf seine Linie schauen will, hat dafür wieder neue Hinweise bekommen: Eine Studie räumt mit der Mär vom Frühstück als wichtigste Mahlzeit des Tages auf, die gleichzeitig gegen Heißhunger tagsüber schützt. Wer nicht frühstücke, esse deswegen nicht später mehr, sondern spare schlicht eine Mahlzeit ein. Und Studie zwei: Stress macht dick! Da kommen die Ferien ja gerade recht.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2019)

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