Mit sechsmonatiger Verzögerung kam Samsungs erstes faltbares Smartphone auf den Markt. In ersten Tests scheint die Neuauflage nicht die gewünschten Verbesserungen zu bringen.
Samsung kämpft erneut mit Problemen beim Prestigeprojekt Galaxy Fold . Das faltbare Smartphone musste nach ersten Tests in die Revision. Das Scharnier ließ zu viel Raum für Schmutz und Staub, wodurch das Display beschädigt wurde. Aber auch die Überarbeitung scheint nicht in einem stabilen und zuverlässigen Gerät geendet zu haben. Schon wieder gibt es Meldungen über Displayaussetzer und Pixelfehler.
(c) Die Presse/Barbara Steinbrenner
Bei der IFA in Berlin wollte man es noch einmal wissen. Das Galaxy Fold wurde nach knapp sechs Monaten Verzögerung auf den Markt gebracht; in ausgewählten Ländern. Vorerst ist das Gerät nur in den USA, Singapur, Deutschland, Schweiz und Südkorea erhältlich.
Eine Zukunftsvision des letzten Jahrzehnts wird Realität. Nach mehr als zehn Jahren Entwicklung und hunderten Prototypen geht Samsungs erstes faltbares Smartphone in den Verkauf. Text und Bild: Barbara Steinbrenner (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Das Galaxy Fold sichert sich damit die Pole-Position. Huawei will erst im Sommer das Mate X auf den Markt bringen. In London wurde Journalisten die Möglichkeit geboten, vor dem Verkaufsstart das Gerät erstmals auszuprobieren. Bislang war das Gerät nämlich nur einmal öffentlich gezeigt worden, hinter Glas. >>> Die Messe der unberührbaren Smartphone-Zukunft [Glosse] (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Das Galaxy Fold ist Smartphone und Tablet in einem. Anders als Huawei hat Samsung das Display nach innen gelegt. Schon beim ersten Angreifen wird klar, das Gerät hat nichts von der Leichtigkeit aktueller Top-Geräte. Mit 263 Gramm ist es deutlich schwerer als das S10, das nur 157 Gramm auf die Waage bringt. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Erst im ausgefalteten Zustand zeigt sich das Galaxy-Fold in seiner vollen Pracht. Das 7,3 Zoll große Gerät im 4:3 Format bietet eine Pixeldichte von 362ppi. Die Farbdarstellung ist wie gewohnt sehr gut. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Zurück zum großen Notch. Die Aussparung für die Dual-Front-Kamera und Sensoren ist groß ausgefallen. Die meisten installierten Apps sind bereits gut angepasst. Bei YouTube und anderen Google-Apps fällt der Notch kaum auf. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Ästhetischer hat das dennoch Huawei beim Mate X gelöst. Die Chinesen haben seitlich Sensoren, Kameras, USB-C-Anschluss und den mechanischen Button zum Entfalten des Geräts verbaut. Damit lässt sich das Gerät gut falten und man verschmiert nicht ständig das Display. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Ein Feuerwerk an Kameras: Im Tablet-Modus bietet es die gleiche Hauptkamera, die auch im S10+ zum Einsatz kommt. Die beiden Frontkameras lösen mit zehn und acht Megapixeln auf. Im Vergleich sind bei diesen Fotos keine Unterschiede aufgefallen. Die Qualität ist gewohnt hoch. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Anders als beim S10+ steht beim Galaxy Fold die Triple-Kamera deutlich weiter ab. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Der Schließmechanismus erinnert an ein Brillenetui. Zu Beginn ein bisschen streng, dann sehr leichtgängig, bis es abrupt schließt. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Das ist aber deutlich besser als bei Huawei. Dort schabt und knirscht der Mechanismus hörbar; auch wenn es sanfter schließt. Bei beiden Geräten ist es aber nicht möglich, es mit nur einer Hand zuzumachen. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner An Londons ikonischen U-Bahn-Hinweis "Mind the Gap", erinnert die Bauweise des Galaxy Fold. Im geschlossenen Zustand ist der Spalt deutlich sichtbar. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Ein Unterschied von knapp zwei Millimetern. An der dicksten Stelle misst das Gerät 17 Millimeter. An der dünnsten nur 15 Millimeter. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Im Smartphone-Modus erinnert das Galaxy Fold an den Nokia Communicator E90 aus 2007. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Das 4,6 Zoll große Display im 21:9 Format lässt sich nur schwer mit einer Hand bedienen. Für die nötigsten Anwendungen wie Telefonie, SMS und Musik ist das Frontdisplay mehr als ausreichend. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Die nächste Kamera findet sich auf der Frontseite. Um nicht nur im Tablet-Modus Fotos schießen zu können, fand hier auf der Vorderseite noch eine weitere Zehn-Megapixel-Kamera Platz. Für Selfies und Schnappschüsse ist die Auflösung gut. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Im Tablet-Modus können bis zu drei Anwendungen gleichzeitig verwendet werden. Auch das Neupositionieren funktioniert ohne Ruckler oder Verzögerungen bei unserem Testgerät. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Die Zusammenarbeit mit Google in der Entwicklung hat sich bezahlt gemacht. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Mit Samsungs Benutzeroberfläche One UI hat sich Samsung zum Ziel gesetzt, die Bedienung zu erleichtern. Das macht sich auch in der Darstellung der Tastatur bemerkbar. Diese kann gesplittet werden. Damit kann bequem getippt werden, ohne umgreifen zu müssen. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Ausgeliefert wird das Galaxy Fold mit Android P (9.0). (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Standardmäßig wird das Galaxy Fold mit 12 Gigabyte RAM und 512 Gigabyte Arbeitsspeicher ausgeliefert. Davon benötigt das Betriebssystem knapp 50 Gigabyte. Das ist deutlich mehr als bei herkömmlichen Geräten. Mit knapp 450 Gigabyte Speicher sollten Nutzer nicht allzu schnell in Bedrängnis kommen. Ein Ausweichen auf externe Speichermedien wie eine microSD-Karte ist aber nicht möglich. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Nicht auf der Rückseite und auch nicht im Display wurde der Sensor verbaut. Sondern im Bixby-Button, der rechts den Abschluss unter Lautstärke-Regler und Power-Button bildet. Bixby lässt sich übrigens auch im Fold nicht deaktivieren. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Der erste Test des Sensors zeigt, dass die kleinere Fläche auch Nachteile hat. Bis der Fingerabdruck gescannt ist, vergeht eine gefühlte Ewigkeit. Das Entsperren funktioniert dann aber doch recht zackig. Wer darauf verzichten will, hat als Sperrmöglichkeiten weiterhin Muster, Pin und auch Gesichtserkennung. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner "Die Entwicklung der Scharniere hat uns viel Zeit gekostet", erklärt Samsung-Marketingmanager Maxime Guirauton im Gespräch mit der "Presse". "Es gab nichts vergleichbares, an dem wir uns hätten orientieren können", fügt er hinzu. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Von Außen wirkt das Scharnier wuchtig und überdimensioniert. Der Eindruck verflüchtigt sich, sobald man das Gerät in den Tablet-Modus versetzt und zusehen kann, wie es nahezu verschwindet. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Das Scharnier hebt sich deutlich vom Rest des Geräts ab. Dessen ist sich auch Samsung bewusst und bietet hier farbliche Personalisierungsmöglichkeiten über den Samsung-Store. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Bei genauem Hinsehen offenbart sich dann der Knackpunkt. Die Stelle, an der das Galaxy Fold gefaltet wird, ist deutlich zu erkennen. Aber vor allem auch zu spüren. Wischt man über das Display, sinkt man kurz in der Mitte mit dem Finger ein. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Je heller der Hintergrund, umso stärker sieht man die Faltenbildung. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Auch das sei der Grund für den Spalt, erklärt Guirauton. Man hätte das Gerät flach bauen können, dann wäre die Falte aber deutlich sichtbarer. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Das Galaxy Fold wird zudem auch ohne 5G-Modul auskommen müssen. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Im Tablet-Modus liegt das Gerät gut in der Hand. Um eine Balance zu gewähren, wurde der 4380 mAh Akku in zwei Teile zerlegt. Somit sollen beide Seiten gleich schwer sein. Hier wurde Software- und Hardware-seitig eine Lösung gefunden, damit nicht der erste Akku leer ist, bevor der zweite aktiv wird. Das erhöhe die Lebensdauer des Geräts und auch das Durchhaltevermögen im Alltag. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Der Preis liegt bei 2000 Euro für diese neue Geräteklasse von Samsung. Da auch der Klinkenstecker eliminiert wurde, wird das Galaxy Fold mit den kabellosen Kopfhörern Galaxy Buds ausgeliefert. Zusätzlich erhalten Käufer einen einjährigen Display-Schutz. Sollte ein Schaden entstehen, wird das Display kostenlos ausgetauscht. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Damit dies aber nicht so leicht passiert, ist auch eine Hülle im Lieferumfang enthalten. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Das Testmodell präsentierte sich in bestem Licht. Das Öffnen von Apps vom kleinen auf den großen Bildschirm funktionierte tadellos. Die kurze Verzögerung verzeiht man bei einer neuen Geräteklasse. Bedenkt man, wie ruckelig und zaghaft die ersten Android-Versionen waren, ist die Verzögerung kaum zu bemerken. Auch den Weg retour (vom großen auf den kleinen) schafft das Fold wunderbar. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Schade ist, dass man auf der Vorderseite nicht den gesamten Platz genutzt hat. Aber auch schon diese langgezogene Display-Variante hat so ihre Tücken in der Bedienung. Samsung ist hier auf jeden Fall ein Gradmesser für weitere Falt-Handys. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Samsung ist aber dennoch vor dem Marktstart in einer heiklen Situation. Die ausgelieferten Geräte haben bei einigen Testern nach zwei Tagen den Geist aufgegeben. Schwarzes Display oder flackernde Inhalte. Nichts, was wir während des kurzen Tests rekonstruieren konnten. Einige Tester lösten aber eine Display-Schicht ab, weil sie glaubten, es handle sich um die sonst typische Schutzfolie. Mit diesem Vorgang zerstörten sie das Display. Die anderen Fälle werden derzeit noch untersucht. Bei einem 2000-Euro-Gerät könnten diese Vorfälle einen PR-Debakel à la Galaxy Note 7 bedeuten. (c) diepresse.com/Barbara Steinbrenner Die Ausstattung des Galaxy Fold im Überblick. Samsung weiß offenbar um die Empfindlichkeit des Geräts. Der Verpackung ist eine lange Liste an Warnungen beigelegt und eine Empfehlung wie das Gerät behandelt werden soll. Extrem vorsichtig sollte man sein, denn schon spitze Fingernägel können einen tiefen Kratzer verursachen. Denn trotz Schutzfolie ist das Panel sehr weich, damit es auch biegsam ist. Und auch weiterhin sind Schmutz und Wasser die erklärten Feinde des Galaxy Fold. Auch davor warnt Samsung. Ein Transport ohne Hülle in der Handtasche, sollte damit vermieden werden.
Samsungs 2100 Euro Handy erfüllt aktuell nicht die Erwartungen und bestätigt jene, die schon zu Beginn skeptisch den faltbaren Geräten gegenüber standen. Die Südkoreaner stehen aber vor dem Problem, dass nun schon zum zweiten Mal die Überarbeitung eines Geräts nicht den gewünschten Erfolg bringt.
>>> Samsung-Chef: „Ich habe es durchgedrückt, obwohl es noch nicht fertig war"
Denn bereits beim Galaxy Note 7 erzielte Samsung bei der Reparatur und Verbesserung der Akkus nicht den gewünschten Erfolg. Dennoch explodierten vereinzelt Geräte, weswegen man sich entschied, das Stift-Smartphone gänzlich vom Markt zu nehmen.
Aktuell planen die Südkoreaner ein faltbares Smartphone zu einem deutlich günstigeren Preis. Ob bis dahin auch die Kinderkrankheiten gelöst werden, bleibt fraglich, denn die Biegsamkeit ist Voraussetzung und größter Nachteil zugleich.
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