Intendant Bachler kritisiert den schwierigen Umgang der Familie Wagner mit der nationalsozialistischen Vergangenheit der Bayreuther Festspiele und wirft ihnen im Fall des Nikitin-Rauswurfs Verlogenheit vor.
Nach dem Rückzug des russischen Sängers Evgeny Nikitin bei den Bayreuther Festspielen wegen Nazi-Tattoos hat der Münchner Staatsopernintendant Nikolaus Bachler den Wagner-Schwestern Verlogenheit vorgeworfen. "Ich sehe in der Causa Nikitin zunächst mehr ein Problem Bayreuths und der Wagner-Familie als eines des Sängers", sagte Bachler am Montag. "Dass die Torheit eines 16-jährigen Rocksängers, der diese längst bereut und versucht hat ungeschehen zu machen, ausgerechnet nun von der Wagner-Familie geahndet wird, finde ich verlogen."
Hakenkreuz auf der Brust
Der 38-jährige Nikitin hatte am Samstag - vier Tage vor der Eröffnungspremiere - auf Druck der Festspielleitung die Titelrolle in der Oper "Der Fliegende Holländer" zurückgegeben. Zuvor war bekanntgeworden, dass er sich in seiner Jugend Tätowierungen mit nationalsozialistischen Zeichen, u.a. einem Hakenkreuz, auf den Oberkörper stechen ließ.
Vergangenheit immer noch gegenwärtig
Bachler warf Katharina Wagner und deren Halbschwester Eva Wagner-Pasquier vor, sie zeigten mit dem Finger auf jemanden anderen, "weil man mit der eigenen Geschichte ein Problem hat". Nikitin habe den Vorfall nicht nur bedauert, sondern auch Reue gezeigt. "Eine Reue, die ich von der Familie Wagner in den letzten 50 Jahren nie vernommen habe", sagte Bachler. "Das Ganze ist eine zutiefst unschöne Geschichte und zeigt, wie die Vergangenheit immer noch gegenwärtig ist." Bachler, an dessen Münchner Staatsoper der Bassbariton Nikitin bereits auftrat, spielte damit auf den schwierigen Umgang der Familie Wagner mit der nationalsozialistischen Vergangenheit der Bayreuther Festspiele an.
Wagner-Schwestern wollen bis 2015 bleiben
Katharina Wagner setzt einstweilen zusammen mit ihrer Halbschwester Eva Wagner-Pasquier auf eine Verlängerung ihrer Verträge bei den Bayreuther Festspielen über 2015 hinaus. "Die richtige Wirkung der Arbeit meiner Schwester und von mir kann man erst ab 2016 erkennen, das muss man ganz klar sagen", betonte Katharina Wagner am Sonntag im Deutschlandradio Kultur. 2015 inszeniert sie auf dem Grünen Hügel die Oper "Tristan und Isolde".
(APA/dpa/sh.)