Prisma übernehme derzeit keine Warenkreditversicherungen. Haberleitner wird aufgefordert, die hinter dem Deal stehenden Investoren zu nennen.
Die größten heimischen Kreditversicherer Prisma und Coface haben auf die Übernahme von Schlecker Österreich durch den bisher unbekannten Finanzinvestor TAP 09 um Rudolf Haberleitner vorsichtig reagiert. "Das Konzept wirft viele Fragen auf. Außerdem müssen wir wissen, wer als Investor dahinter steht", sagte Prisma-Vorstandsdirektorin Bettina Selden am Mittwoch. Zur Zeit könne man die Bonität des Finanzinvestors nicht einschätzen.
Daher werde Prisma derzeit auch keine Warenkreditversicherungen für Schlecker/"daily" übernehmen. Gelieferte, aber noch unbezahlte Produkte und Dienstleistungen werden als Warenkredite bezeichnet. Diese offenen Forderungen der Lieferanten sichern Kreditversicherer wie Prisma und Coface gegen Nichtzahlung ab. Ohne grünes Licht der Versicherer muss "daily" alle Lieferungen sofort bar bezahlen.
Versicherer warten ab
Die Prisma-Managerin hält es für ausgeschlossen, dass man alle 900 Schlecker-Filialen in Österreich erhalten kann. "Das Konzept hat Chancen in gewissen Regionen". Wenn es aber so leicht wäre, hätte es schon ein anderes Handelsunternehmen gemacht. Haberleitner müsste Details zum Finanzierungskonzept sowie Banken- und Lieferantenverbindungen bekanntgeben. Mit dem derzeitigen Informationsstand werde man abwarten, betonte Selden.
Coface Austria zeigte sich in einer schriftlichen Stellungnahme erfreut, dass es für Schlecker Österreich mit "daily" einen Neustart geben könne, forderte aber weitere Informationen zum Finanzkonzept ein. Das Geschäftsmodell der Nahversorgung sei in einem hartumkämpften Markt "durchaus herausfordernd". "Sobald alle für unsere Einschätzung notwendigen Informationen transparent und offengelegt sind, ist Coface Austria jedenfalls bereit, in weitere Gespräche einzusteigen", erklärte der Kreditversicherer.
Mitbieter: "Riesige Herausforderung"
Wegen fehlender Sicherheiten verweigern einige Lieferanten die Zusammenarbeit, schreibt der "Standard" unter Berufung auf mehrere "Insider". Für Haberleitner ein "Unsinn", es gebe gute Kontakte zur Industrie. Zur Finanzierung des Unternehmens meint er: "Wir haben alles, was wir brauchen." Er habe internationale Fonds und Stiftungen vermögender Privater an Bord.
Die unterlegenen Mitbieter reagieren überrascht auf die Entscheidung zugunsten von Haberleitner: Die MTH-Gruppe um Josef Taus sehe TAP 09 vor einer "riesigen logistischen Herausforderung", die jemand nur schaffe, "wenn dahinter ein sehr reicher Mann oder ein anderes Handelsunternehmen steht", schreibt der "Kurier". Ex-dm-Manager Laaber hält das Konzept, alle 900 Standorte zu übernehmen, für gefährlich.
(APA)