Markus Rogan qualifizierte sich als Vorlauf-Achter für das Halbfinale über 200 m Lagen. Die Zweifel sind dadurch noch größer geworden, die Konkurrenz stärker.
Markus Rogan hatte es die Sprache verschlagen. Österreichs bester Schwimmer, ansonsten ein äußerst mitteilungsbedürftiger Zeitgenosse, hielt sich nach seinem Vorlauf über 200 m Lagen vor der versammelten Journalistenschar sehr kurz. In 1:58,66 Minuten qualifizierte er sich als Dritter seines Vorlaufs und Gesamt-Achter für das Halbfinale. Rogan, der das Rennen genossen hatte, blieb knapp eine Sekunde über seiner persönlichen Bestzeit, im Olympia-Jahr war er allerdings noch nie schneller.
Genau das dürfte den Wiener, der im Vorfeld wiederholt vom „Rennen seines Lebens“ sprach, beunruhigen. Die Konkurrenz setzte ein viel deutlicheres Ausrufezeichen, als er es tat. Auf den Vorlaufschnellsten, den Ungarn Laszlo Cseh, fehlten Rogan 1,46 Sekunden. Eine kleine Ewigkeit im Becken. Unweigerlich kamen erneute Selbstzweifel auf.
„Ich weiß nicht, wie viel schneller ich noch schwimmen kann“, sagte Rogan. Es klang wie eine verzweifelte Bitte an die schwimmende Kollegenschaft, das Tempo im Halbfinale nicht allzu sehr zu verschärfen. Rogan, nach dem Litauer Vytautas Janusaitis der zweitälteste Halbfinalist, plagen große Versagensängste. Nicht erst seit dem Vorlauf. Seit Monaten fürchtet er nichts mehr, als wie in Peking 2008 Vierter zu werden. Mittlerweile bangt er innerlich sogar um seine Endlauf-Teilnahme.
„Ich habe furchtbare Angst. Angst, dass das mein letzter Tag als Schwimmer sein könnte“, seufzte jener Mann, der in seiner Karriere insgesamt 34 Medaillen bei Großereignissen gewinnen konnte. Nummer 35 wäre die Krönung. Von Gold oder Silber wagte er nie zu sprechen. Dieses sieht er für die US-Amerikaner Ryan Lochte und Michael Phelps „reserviert“. Eine Bronzemedaille aber würde für alles entschädigen.
Vier Männer, ein Ziel
Sollte seine Leistung ihn nicht zum Gewinn dieser berechtigen, könne er sich nichts vorwerfen. Er habe in der Vorbereitung alles in seiner Macht Stehende getan, trainierte in seiner Heimat Los Angeles hart wie nie zuvor. Vor Olympischen Spielen tut dies in der Regel aber jeder. Die Konkurrenz im Kampf um die „Belohnung“, wie Rogan die Errungenschaft von Edelmetall auch nennt, ist groß und stark.
Rogan sah sich im Vorfeld mit dem Brasilianer Thiago Pereira, dem Briten James Goddard und Laszlo Cseh in einem Ausscheidungsrennen um Bronze. Nicht nur der Vorlauf-Schnellste Ungar platzierte sich besser. Auch Pereira (5.) und Goddard (6.), der die lautstarke Unterstützung des britischen Anhangs im Aquatics Centre genießt, meldeten Ansprüche. Rogan sucht nach einer Antwort im Wasser, nach dem letzten Glück. Nicht wissend, ob er es findet.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2012)