Markus Rogan wurde im womöglich letzten Rennen seiner Karriere, dem Halbfinale über 200 Meter Lagen, disqualifiziert. Die Blamage von London war perfekt.
Markus Rogan, der Mann der großen Worte, war plötzlich ganz kleinlaut. Nach dem Halbfinale über 200 Meter Lagen verstand er die Welt nicht mehr – und einen Schiedsrichter. Rogan wurde im „Rennen seines Lebens“ disqualifiziert. Eine falsche Wende wurde dem Wiener zum Verhängnis. In 1:58,81 Minuten schlug er als Vierter seines Halbfinals an.
Eine Zeit, die ohnehin nicht zum Einzug in den Endlauf gereicht hätte. Rogan schwamm nur die neuntschnellste Zeit unter 16 Athleten. Dennoch legte der österreichische Verband Protest ein. Rogan wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Vielleicht würde einer der Finalisten seine Nennung zurückziehen, weil er am Donnerstag auch andere Bewerbe zu schwimmen habe. „Aber bei Olympia ist das relativ unwahrscheinlich“, gab Rogan zu Protokoll. Tatsächlich wird der Südafrikaner Chad le Clos, der sich als Siebenter qualifizierte, nicht im Finale antreten. Es brachte Rogan aber nichts. Der Protest wurde abgewiesen, die Disqualifikation bleibt aufrecht.
Blamage zum Abgang
Unabhängig davon war es dem 30-Jährigen wichtig, in der Ergebnisliste seines womöglich letzten Rennens mit einer Platzierung aufzuscheinen. Der Protest lenkte in gewisser Weise auch von der enttäuschende Leistung Rogans ab. Schon nach dem Vorlauf, den er als Achter abschloss, äußerte er Bedenken. Er wisse nicht, ob er noch schneller schwimmen könne.
Die ernüchternde Antwort auf diese Frage fand er auf Bahn sechs des Aquatics Centre zu London. Rogan, mit 34 Medaillen bei Großereignissen Österreichs mit Abstand erfolgreichster Schwimmer, wusste sich nicht zu steigern. Im Halbfinale war er um 15 Hundertstelsekunden langsamer als noch im Vorlauf. Die Blamage war perfekt. Unmittelbar nach seinem Halbfinale war Rogan gedankenverloren, fand keine Erklärung für seine Darbietung: „Ich kann nicht beschreiben, was in mir vorgeht. Mein Ende habe ich mir anders vorgestellt.“ Der Traum vom Glück in Form einer Medaille sollte sich nicht erfüllen, platzte auf brutalste Art und Weise.
Rogans Scheitern wird in Österreich von seinen Kritikern, die in den letzten Tagen nach seine respektlosen und unangebrachten Äußerungen über Hermann Maier deutlich mehr wurden, kopfnickend zur Kenntnis genommen.
Halbfinal-Ergebnis:
1. Ryan Lochte (USA) 1:56,13 Min.
2. Laszlo Cseh (HUN) 1:56,74
3. Michael Phelps (USA) 1:57,11
4. Thiago Pereira (BRA) 1:57,45
5. Kosuke Hagino (JPN) 1:57,95
6. Ken Takakuwa (JPN) 1:58,31
7. James Goddard (GBR) 1:58,49
7. Chad le Clos (RSA) 1:58,49.
Disqualifiziert: Markus Rogan (AUT).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2012)