USA wollen Raketenabwehr in Asien ausbauen

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Washington plant einen „Schutz vor Angriffen aus Nordkorea“ – doch das eigentliche Ziel scheint die Bedrohung aus China zu sein. Das KP-Regime reagiert auf die amerikanischen Pläne irritiert.

Tokio/Peking/Ag. Die USA zeigen in Asien zunehmend die Muskeln: Washington plant in der strategisch wichtigen Region die Errichtung eines Raketenabwehrssystems. China zeigt sich nun davon provoziert. „Das System wird dem ähneln, das in Europa zum Schutz vor etwaigen iranischen Angriffen gebaut werde“, sagte US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland am Freitag. Das „Wall Street Journal“ hatte zuvor von einem neuen Radarsystem im südlichen Japan berichtet und von „möglicherweise einem weiteren in Südostasien“. Das Radar soll mit landgestützten Raketenarsenalen und ballistischer Raketenabwehr auf Schiffen zusammenwirken.

Ausdrücklich wies das State Department darauf hin, dass das geplante Abwehrsystem nicht gegen China gerichtet sei. Peking sei darüber informiert worden, dass es um „defensive, dem Schutz vor nordkoreanischen Raketen dienende Systeme“ gehe. Nordkorea hat im April eine Rakete mit einem Satelliten getestet, die jedoch kurz nach dem Start ins Meer gestürzt ist. Die USA, Japan und Südkorea sahen in dem Satellitenstart den verdeckten Test einer Langstreckenrakete.

„China, der Elefant im Zimmer“

Grund für die amerikanischen Abwehrplänen scheint tatsächlich die Bedrohung aus China zu sein. „Der Schwerpunkt des Diskurses liegt auf Nordkorea. Die Realität ist aber, dass wir langfristig unser Augenmerk auch auf den Elefanten im Zimmer richten: China“, zitiert das „Wall Street Journal“ einen Raketenabwehrspezialisten des US-Kongresses.

Zwischen den beiden Weltmächten findet derzeit ein gefährliches Match um mehr Einfluss in der Region statt: Territorialkonflikte zwischen China und asiatischen US-Verbündeten sorgen für zunehmende Spannungen. Besonderes Kopfzerbrechen bereitet US-Militärstrategen die Entwicklung von ballistischen Anti-Schiff-Raketen durch China, die der US-Flotte gefährlich werden könnten. US-Präsident Obama hat erst vor einigen Monaten einen Strategiewandel der Streitkräfte verkündet. Demnach wollen sich die Militärs mehr als bisher auf „Bedrohungen in Asien konzentrieren“.

„Sicherheitsbedenken“

Alarmiert zeigt sich jedenfalls das KP-Regime in Peking. Kritisch reagierte es auf die US-Pläne: „Alle Länder sollten die Sicherheitsbedenken anderer berücksichtigen und vermeiden, dass die Sicherheit der eigenen Nation über die Sicherheit einer anderen Nation gestellt wird“, sagte ein Sprecher des chinesischen Verteidigungsministeriums am Freitag.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2012)

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