Zwei nicht verurteilte Mitglieder der zwölf-köpfigen Punkband konnten das Land verlassen. Insgesamt fünf Mitglieder hatten im Februar an der provokanten Performance teilgenommen.
Moskau/Ag. „Zwei unserer Mitglieder haben erfolgreich das Land verlassen! Wir rekrutieren ausländische Feministinnen, um weitere Aktionen vorzubereiten!“ Mit dieser etwas hämischen Nachricht auf der Online-Kommunikationsplattform Twitter ließ die regierungskritische Punkband Pussy Riot am Sonntag wissen, dass zwei ihrer Mitglieder sich ins Ausland abgesetzt haben, um einer Strafverfolgung zu entgehen. In Russland verbleiben aber mindestens zwölf weitere Pussy-Riot-Musikerinnen, heißt es weiter im Twitter-Eintrag.
Provokante Performance
Insgesamt fünf Pussy-Riot-Mitglieder hatten im Februar an der provokanten Performance in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale teilgenommen, die zur Verurteilung von Band-Chefin Nadeschda Tolokonnikowa sowie den Musikerinnen Jekterina Samuzewitsch und Marija Aljochina führte. Die Gruppe wollte dagegen protestieren, dass der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche die Gläubigen dazu aufgefordert hatte, bei der Präsidentschaftswahl für Wladimir Putin zu stimmen. Die russisch-orthodoxe Kirche ist traditionell regierungsfreundlich.
Die Frauen hatten bei der Performance ihr Markenzeichen getragen, verschiedenfarbige Wollmützen, die sie über das ganze Gesicht ziehen, um unerkannt zu bleiben. Nur drei von ihnen wurden damals identifiziert und festgenommen. Nach einem umstrittenen und weltweit von Politikern, Musikern und Menschenrechtlern kritisierten Prozess waren sie am 17. August zu je zwei Jahren Arbeitslager verurteilt worden.
Nur wenige Tage später hatte die Polizei verkündet, man suche nach den zwei Mittäterinnen – eine klare Warnung an die Polit-Aktivistinnen, sich fortan mit öffentlichkeitswirksamen Auftritten zurückzuhalten.
„Sie sind an einem sicheren Ort“
Die Anwälte der drei inhaftierten Frauen werden vermutlich in der kommenden Woche Berufung gegen das Urteil einreichen. Tolokonnikowas Ehemann, Pjotr Wersilow, bestätigte am Sonntag, dass es sich bei den beiden Geflohenen um jene zwei gesuchten Frauen handelt, die bei dem Auftritt in der Christ-Erlöser-Kathedrale dabei waren. „Sie sind an einem sicheren Ort, wo die russische Polizei sie nicht erreichen kann.“ Die Frage, ob es sich um ein Land handele, das kein Auslieferungsabkommen mit Russland habe, sagte er: „Ja, vermutlich.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2012)