Österreicher flüchten aus Frankenkrediten

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Franken(c) Erwin Wodicka
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Im zweiten Quartal 2012 waren noch 35,6 Milliarden Euro an Fremdwährungskrediten offen - um 9,5 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Häuslbauern, die Ende der 1990er Jahre einen Frankenkredit aufgenommen haben, fällt jetzt die starke Aufwertung der Schweizer Währung im Vergleich zum Euro auf den Kopf, da die meisten Fremdwährungskredite endfällig sind und sich die Schulden jetzt massiv erhöhen. Seit Ausbruch der Finanzkrise setzt daher die Finanzmarktaufsicht (FMA) auf Schadensbegrenzung, und Banken überreden ihre Kunden zum Wechsel in einen Eurokredit. Die Maßnahmen scheinen zu greifen; das aushaftende Volumen an Fremdwährungskrediten privater Haushalte gehe weiterhin "spürbar" zurück, teilte die FMA am Mittwoch mit.

Zum Ende des zweiten Quartals 2012 waren 35,6 Milliarden Euro an Fremdwährungskrediten aushaftend, das sind wechselkursbereinigt 9,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im Vergleich zum Vorquartal schrumpfte das Volumen um 3,7 Prozent.

Neuvergabe verboten

Die FMA hatte im Herbst 2008 die Neuvergabe von Fremdwährungskrediten verboten. Seit damals ging das Volumen um 25,3 Prozent oder 12,0 Milliarden Euro zurück. "Damit fiel der Fremdwährungsanteil an den gesamten Krediten privater Haushalte Mitte 2012 auf 27 Prozent, dem tiefsten Wert seit acht Jahren", so die Finanzmarktaufsicht.

Das Gros des Forderungsvolumens entfällt auf Schweizer Franken (93,2 Prozent), der Rest fast zur Gänze auf japanische Yen.

Schweizer verteidigen Wechselkurs

Die zunehmende Konvertierung von Franken- in Eurokredite habe sicherlich auch damit zu tun, "dass die Schweizer Nationalbank den Wechselkurs des Schweizer Franken zum Euro trotz weiterhin massiven Aufwertungsdrucks bis auf weiteres bei 1,20 verteidigt", so die FMA-Chefs Helmut Ettl und Kurt Pribil. Bis zur Intervention der Schweizer Nationalbank habe der Schweizer Franken seit Ausbruch der Finanzkrise Anfang 2008 gegenüber dem Euro um 37,5 Prozent aufgewertet.

Ende der 1990er Jahre hat rund eine Viertelmillion Österreicher einen Frankenkredit aufgenommen, um das Eigenheim zu finanzieren. Die meisten Frankenkredite sind endfällig - zum Wechselkursrisiko kommt die Gefahr dazu, dass der Tilgungsträger weniger abwirft als erwartet, am Ende der Laufzeit also zu wenig Geld da ist, um die Schulden zu bedienen. Konsumentenschützer haben dieses Modell scharf kritisiert, sind aber gleichzeitig gegen die - oft teure - Zwangskonvertierung auf die Barrikaden gestiegen.

(APA)

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