An der TU Wien liegen die Anmeldezahlen erst bei 40 Prozent des Vorjahres. Manche Unis werden nervös, andere vertrauen auf den „Schlusshype“.
Wien. Bisher stöhnten die Unis stets über den großen Studentenansturm, heuer scheinen sie sogar darauf zu hoffen. Denn bislang hinken die Anmeldezahlen teilweise weit hinter jenen aus dem Vorjahr her. Und das, obwohl die Inskriptionsfrist bereits am kommenden Mittwoch endet. Besonders drastisch ist die Situation an der Technischen Universität Wien (TU). Dort liegen die Anmeldezahlen nicht einmal bei 40 Prozent des Vorjahres.
Konkret haben sich bislang 2293 Erstsemestrige an der TU Wien angemeldet. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 5736. Der geringe Zustrom machte den Verantwortlichen lange keine Sorgen – es sei normal, dass sich viele Studierende erst spät an der Uni anmelden. Drei Tage vor Ende der Inskriptionsfrist wird man aber nervös. Einziger Lichtblick: Die Online-Voranmeldung haben 4875 Personen abgeschlossen. Es könnten in den verbleibenden drei Werktagen also noch rund 2500 Personen inskribieren. Tritt dieser Fall ein, so wäre das eine große Herausforderung für die Administration der Universität.
Laut Plan hat die Inskriptionsstelle nur noch Montag, Dienstag und Mittwoch jeweils vormittags geöffnet. „Wir schauen, dass wir das administrativ hinbekommen“, sagt Herbert Kreuzeder vom Büro für Öffentlichkeitsarbeit zur „Presse“. Den Studierenden will man entgegenkommen. „Wer bis Mittwoch zu Mittag da ist, wird nicht weggeschickt. Um zwölf werden wir die Rollläden noch nicht hinunterlassen.“
Auch an der Uni Salzburg sind die Zahlen stark rückläufig, vorausgesetzt es wird in den verbleibenden Tagen nicht noch einen großen Ansturm geben. 949 Erstzugelassene zählte die Uni am Donnerstagabend. Mit 1900 haben ein Jahr zuvor fast doppelt so viele Studierende an der Uni inskribiert. Sorgen macht man sich an der Uni Salzburg aber – anders als an der TU Wien – keine. Die Online-Voranmeldung lasse noch auf einige „Spätzünder“ hoffen. Ein ähnliches Bild bietet sich an der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien. Während sich im Vorjahr 1772 Erstsemestrige an der Boku einschrieben, lag die Zahl Freitagmorgen bei 1054. Das entspricht 60 Prozent. Auch an der Johannes-Kepler-Uni in Linz wird es noch spannend. Die Differenz zwischen der Zahl der Erstsemestrigen im Vorjahr und dem derzeitigen Stand: rund 700. „Wir erwarten noch einen immensen Run auf die Inskriptionsstelle“, so Vizerektor Herbert Kalb zur „Presse“. Derzeit gehe man noch von einer „üblichen Entwicklung aus“. Man wisse aus der Erfahrung, dass die Anmeldungen in den letzten Tagen enorm ansteigen.
Ministerium: Zahl wird gleich bleiben
An den anderen Unis ist die Situation weniger dramatisch. An der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien zeichnet sich kein Rückgang der Studierendenzahlen ab. Freitagfrüh waren bereits 2982 Personen inskribiert. Die Vorjahreszahl lag bei 3345. An der größten Uni des Landes, der Universität Wien, haben sich mit Stand vom Beginn der Woche 9800 Personen für ein Bachelor- oder Diplomstudium eingeschrieben, im Vorjahr waren es insgesamt 12.300. An den Anmeldeschaltern erlebe man derzeit den ganz normalen „Schlusshype“, wie es ihn schon immer gegen Ende der Frist gegeben hat.
Im Wissenschaftsministerium rechnet man damit, dass sich die Zahl der Studienanfänger schlussendlich auf dem Niveau der vergangenen Jahre einpendeln wird. Klarheit darüber wird es erst Ende November geben. In Ausnahmefällen können sich Studierende nämlich auch noch in der Nachfrist einschreiben.
Auf einen Blick
Die neue Inskriptionsfrist läuft noch bis kommenden Mittwoch. Sie gilt für die Studierenden, die an jenen elf (von insgesamt 21) Universitäten ein Bachelor- oder Diplomstudium beginnen wollen, an denen es keine Zugangsbeschränkungen gibt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2012)