Spanischer Mutterkonzern feuert Alpine-Chef Dotter

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ARCHIVBILD: ALPINE HOLDING GMBH / JOHANNES DOTTERAPA/HELMUT FOHRINGER
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Die Spanier haben kein Vertrauen mehr: Nach nur zehn Monaten an der Spitze des zweitgrößten heimischen Baukonzerns muss der Manager gehen.

(Wien). Das Ungemach hat Johannes Dotter zweifellos kommen sehen. Jedenfalls hatte es für den Chef des Baukonzerns Alpine untrügliche Vorzeichen gegeben. Zum Beispiel, als vergangene Woche etliche Büros in der Wiener Zentrale in Oberlaa geräumt werden mussten - um Managern des spanischen Mutterkonzerns FCC Platz zu machen. Oder als er vor wenigen Tagen entmachtet wurde - indem der Spanier Alejandro Garcia Tuya in den Alpine-Vorstand gesetzt wurde. Oder als FCC-Finanzvorstand Viktor Pastor extra nach Wien reiste.

Johannes Dotter hat sich nicht geirrt. Am Dienstag Abend zitierten ihn Pastor und Tuya zu sich, um dem Österreicher mitzuteilen: Seine Dienste seien im Konzern nicht mehr erwünscht. Johannes Dotter muss gehen. Nach nur zehn Monaten an der Spitze von Österreichs zweitgrößtem Baukonzern.

So schnell kann's gehen. Aber die Spanier hatten eben kein Vertrauen mehr zu Dotter.

Das hat mehrere Gründe. Man kann auch sagen: Das Verhältnis zwischen dem österreichischen Manager und den spanischen Eigentümern war wohl von Anfang an ziemlich belastet. Im Unternehmen wird erzählt, dass Dotter gleich zu Beginn seiner Tätigkeit umfangreiche und vor allem kostenintensive Umbauarbeiten seines Büros vornehmen ließ. Sicherheitsschleusen inklusive - was in der Geschichte der Alpine beispiellos ist.

Wirklich verärgert zeigten sich die Spanier allerdings über den Aderlass im Alpine-Management, bei dem Johannes Dotter Regie geführt hatte: In nur wenigen Monaten mussten sechs hochrangige, überaus erfahrene weil langjährige Alpine-Manager das Unternehmen verlassen. Allesamt Männer, die als enge Vertraute des einstigen Alpine-Eigentümers und Chefs Dietmar Aluta-Oltyan gegolten hatten.

Das Fass zum Überlaufen brachten allerdings die Ereignisse der vergangenen Tage: Da wurde publik, dass die Alpine Bau GmbH eine Wertberichtigung in Höhe von 300 bis 400 Millionen Euro vornehmen muss. Das Eigenkapital sei de facto aufgebraucht. Es drohe heuer ein Verlust in dreistelliger Millionenhöhe. Die Alpine-Anleihe ging daraufhin auf Talfahrt. Anleger hatten in den vergangenen Jahren Papiere um 290 Millionen Euro gezeichnet. Und auch den Hausbanken war die negativ Publicity mehr als unangenehm. Immerhin hat die Alpine bei Erste Bank, Raiffeisen Oberösterreich, UniCredit und der russischen VTB Kredite in Höhe von 600 Millionen Euro. Den Gläubigerbanken waren Sicherheiten der Alpine zu wenig. Dem Vernehmen nach forderten sie eine Patronanzerklärung vom Mutterkonzern FCC, also eine Art Bürgschaft. Laut „Presse"-Informationen ist die FCC allerdings vorerst nicht bereit, einen Sanierungsbeitrag in Höhe von 150 Millionen Euro zu leisten.

FCC-Finanzvorstand Pastor war von Anfang an in die Bankengespräche involviert. Auch ein unverhohlenes Zeichen, dass die Spanier das Vertrauen zu Alpine Holding-Chef Dotter längst verloren hatten. Dieser hatte offenbar still und heimlich die KPMG beauftragt - nicht einmal der Aufsichtsrat wusste davon. Die Erkenntnis der Unternehmensberater, die dem Baukonzern heuer ein negatives Ergebnis in der Höhe von 263 Millionen Euro konstatierten, stieß bei den Spaniern auf Unverständnis: Wie konnte das sein, fragten sie sich. Zumal die Alpine im vergangenen Jahr ein durchaus respektables Ergebnis eingefahren und einen operativen Gewinn von 48 Millionen Euro ausgewiesen hatte. Die Bauleistung war sogar um 13 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 3,6 Milliarden Euro gestiegen. Und jetzt sollte plötzlich alles den Bach runter gehen?

Anfang der Woche bestätigte der Alpine-Konzern in einer schriftlichen Erklärung, dass „der Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2012 vor allem aufgrund der Entwicklungen bestimmter Projekte einen erheblichen Verlust aufweisen" wird. Zuvor hatte sich Johannes Dotter in einem internen Schreiben an seine Mitarbeiter gewendet. Darin schreibt er: „Gleich zu Beginn ist es uns wichtig festzuhalten, dass wir keine Liquiditätsprobleme haben und die volle Unterstützung unseres spanischen Eigentümers FCC haben." Dotters Brief endete ironischerweise mit dem Satz: „Ich bin überzeugt davon, dass wir gemeinsam die zukünftigen Herausforderungen meistern werden."

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