Club 2: "Heinzl lebt nur von Gehässigkeiten"

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Der ORF lud zum Gruppengespräch über "das Geschäft mit Provokation und Aggression", wo auch Sido Thema war. Wer ihm als ORF-Juror folgt, wird erst in der Live-Show enthüllt.

"Diese Fehde gab es ja schon einige Zeit lang. Zu sehen gab es wahre Emotionen. Wenn irgendwas außerhalb der Norm passiert, interessiert es die Seher". Es ist wohl nicht schwierig zu erraten, worüber Mittwochnacht im "Club 2" diskutiert wurde: Die (verbale und handfeste) Auseinandersetzung zwischen Sido und Dominic Heinzl nach der Sendung "Die Große Chance" am Freitag stand im Fokus des nächtlichen ORF-Talk-Formats, freilich verpackt im verallgemeinerten Titel "Das Geschäft mit Provokation und Aggression".

Das einleitende Zitat stammt von Roman Gregory, Sänger der Rockband Alkbottle und ehemaliger Juror von "Starmania", dem die "Club 2"-Moderatorin Renata Schmidtkunz das Anfangsstatement zusprach. Die TV-Journalistin wies zu Beginn darauf hin, dass man versucht hat "beide Protagonisten einzuladen. Ihre Bedingungen waren aber nicht erfüllbar". Nun ja, ein Heinzl-Ersatz war wohl schwer zu finden, als Rapper in der Runde musste Skero von der Linzer Hip-Hop-Formation "Texta" herhalten.

Herr Skrepo und Herr Sido

Das heimische Rap-Urgestein mit Chartserfahrung ("Kabinenparty") hatte es in der Talkrunde nicht leicht: Von der "Club 2"-Moderatorin wurde er als "Herr Skrepo" bezeichnet - Schmidtkunz wirkte generell schlecht vorbereitet ("Herr Sido oder wie sollen wir ihn nennen? Ich weiß nicht, wie er wirklich heißt"; Anm. der Redaktion: Paul Würdig, nachzulesen auf Wikipedia) - von der ebenfalls eingeladenen Sozialwissenschaftlerin und Goffman-Anhängerin Beatrix Beneder verbal angegriffen, als er Sympathien gegenüber Gangster-Rap bekundete ("Und sie stehen auf die ganze Schwulen- und Frauenfeindlichkeit?"). Skero erwähnte Sido in diesem Zusammenhang als positive Ausnahme: "Sido war für mich immer interessant, weil er Humor und Selbstironie hat. Das haben viele andere nicht, auch Bushido nicht ... Sido hat das (Anm.: als Juror bei der "Großen Chance") wirklich gut gemacht in der Show. Weil er sich die Sachen wirklich angeschaut hat". Die geladene Journalistin Sibylle Hamann, bekennender Sido-Fan, sprach ihm die Rolle des "Geläuterten" und des "Vorbilds für junge Männer" zu.

"Deppen der Sendung"

Dominic Heinzl kam nur am Rande zur Sprache. Beneder zufolge bekommt der Noch-"Chili"-Moderator "viele Beleidigungen in Richtung Homosexualität". Skero setzte gegen Ende der Sendung zum Rundumschlag an, gegen Heinzl ("lebt nur von Gehässigkeiten") und "Die Große Chance" ("Fremdschäm-Geilheit", "Deppen der Sendung", die zwischen den Talentierten reingeschnitten werden) und fehlende Formate im ORF, "die sich wirklich mit Musik beschäftigen". Unterstützung bekam er von Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier: "Muss der ORF die deutschen Formate kopieren?".

Stärke der Öffentlich-Rechtlichen

Die vielen Ebenen der "Club 2"-Ausgabe waren der Diskussion um das eigentliche Thema nicht dienlich. "Höhepunkt": Moderatorin Renata Schmidtkunz preist die "Stärke der Öffentlich-Rechtlichen", dass "im ORF über dieses Thema gesprochen wird". Fritz Hausjell kommentierte: "Ich freue mich auch nicht darüber, dass es den 'Club 2' nicht mehr lange gibt".

Immerhin konnten sich die geladenen Gäste darauf einigen, dass der "verbale Ausrutscher (Anm.: Die Beschimpfungen Sidos gegen Heinzsl tote Mutter) schlimmer war als die 'Watschn'", so Roman Gregory. Sido hat dies "keinen Nachteil gebracht. Wenn das nächste Album kommt, wird es auf Platz eins sein", ergänzte der Ex-ORF-Juror. Er selbst will keinesfalls die Nachfolge des Rappers in der Jury der "Großen Chance" antreten.

Geheimnis um Sido-Nachfolger

Erst am Freitag soll in der Live-Show "Die große Chance" bekannt gegeben werden, wer an der Seite von Karina Sarkissova, Zabine und Peter Rapp in Zukunft Platz nehmen wird.

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