Nach "Sandy": Zerstörte Ernten im Armenhaus Haiti

Zerstoerte Ernten Armenhaus Haiti
Zerstoerte Ernten Armenhaus Haiti(c) AP (Dieu Nalio Chery)
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Der Wirbelsturm hat auch in der Karibik eine Spur der Verwüstung und zahlreiche Tote hinterlassen. Besonders betroffen sind Haiti und Kuba.

Port-au-prince/New york/Ag. Während sich zuletzt die internationale Aufmerksamkeit auf die schweren Schäden konzentrierte, die der Wirbelsturm „Sandy“ in der vergangenen Woche an der US-Ostküste angerichtet hatte, werden inzwischen auch die verheerenden Folgen des Sturms in der Karibik beachtet. Zum Beispiel in Haiti, ohnedies das Armenhaus der Karibik: Dort hat die Regierung am Wochenende im Gefolge von „Sandy“ den Notstand ausgerufen.

In Haiti sind bei dem Wirbelsturm 54 Menschen ums Leben gekommen, manche Quellen berichten sogar von 60 Todesopfern. Die schweren Regenfälle während des Sturms haben in weiten Teilen des Landes die Ernten zerstört, nach Angaben von Kommunikationsminister Ady Jean Gardy droht Haiti deshalb eine Hungersnot. Die Sturmschäden werden mit 104 Millionen Dollar angegeben. Abertausende Menschen sollen obdachlos sein, weil ihre Häuser und Wohnungen zerstört wurden.

Auch durch Kuba, die größte Karibik-Insel, hat „Sandy“ eine Spur der Verwüstung gezogen. Vor allem im Osten Kubas, in der Provinz Santiago de Cuba, wütete der Wirbelsturm, der mit 175 Kilometer pro Stunde über die Insel fegte; elf Menschen kamen dabei ums Leben. Tausende Menschen wurden obdachlos, nachdem „Sandy“ in der Provinz Santiago de Cuba 130.000 Wohnungen zerstörte oder beschädigte, im benachbarten Holguin weitere 52.000.

Auch die Landwirtschaft auf Kuba wurde durch den Sturm schwer in Mitleidenschaft gezogen, bei der Lebensmittelversorgung könnte es deshalb kurz- und mittelfristig zu Versorgungsengpässen kommen. Bürgerrechtsaktivisten forderten deshalb die Regierung auf, durch Verzicht auf die Verzollung die Einfuhr von Hilfsgütern zu erleichtern.

„Das Schlimmste überstanden“

An der US-Ostküste ging der Kampf gegen die Sturmschäden weiter. Vor allem die Benzinknappheit sorgte in den Bundesstaaten New York und New Jersey für chaotische Zustände, am Wochenende waren auch noch immer 2,5 Millionen US-Bürger ohne Strom. Dennoch gab sich der Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, optimistisch: „Das Schlimmste haben wir hinter uns.“

Vier Fünftel der U-Bahnen der Millionenmetropole New York konnten ihren Betrieb wieder aufnehmen. Abgesagt wurde wegen der anhaltend angespannten Lage jedoch der am Sonntag geplante New York City Marathon. Bürgermeister Michael Bloomberg hatte zunächst an der Ausrichtung des Events festhalten wollen, dafür aber Kritik einstecken müssen.

Der Bundesstaat New Jersey hat mit den Sturmschäden besonders zu kämpfen: 1,2 Millionen Menschen waren am Wochenende noch immer von der Stromversorgung abgeschnitten, vier Fünftel der Tankstellen in dem Bundesstaat weiterhin geschlossen. Gouverneur Chris Christie ordnete für bestimmte Regionen die Rationierung von Benzin an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2012)

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