Interview mit Petra Jens, Wiens Fußgängerbeauftragten: "Die Menschen sollen wieder mehr Spaß am Gehen haben."
Die Presse: Warum braucht die Stadt Wien eine Fußgängerbeauftragte?
CHRISTIAN FÜRTHNER Wenn man erreichen will, dass mehr Menschen zu Fuß gehen, kann man dies nicht nur mit technischen Maßnahmen. Sondern es braucht auch eine Person, die Ansprechpartnerin für das Rathaus und alle Betroffenen ist.
Welche Maßnahmen schweben Ihnen konkret vor?
Mein Ziel ist es, Wiens Fußgängernetz zu dokumentieren und neue Fußwege zu errichten. Es soll möglich sein, über längere Distanzen öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Geschäfte oder Krankenhäuser auf bequemen Gehwegen zu erreichen.
Das wird wohl nur im Zentrum und nicht in den Randbezirken gehen.
Nein, das soll in allen Bezirken gehen. Auch die Außenbezirke haben kompakte Strukturen, in denen so etwas möglich ist.
Also ein Fußgänger-Highway?
Wir wollen nach internationalem Vorbild ein Fußgänger-Leitsystem. Mein Anliegen ist, dass seitens der Stadtplanung Fußgängern der rote Teppich ausgerollt wird.
Wenn Fußgänger mehr Raum bekommen, nehmen sie anderen etwas weg.
Wenn Fußgänger mehr Platz bekommen, heißt das nicht, dass man anderen Verkehrsteilnehmern etwas wegnimmt. Beispiel: Shared Space. Es geht nur um das Teilen des öffentlichen Raums.
Was ist Ihr Ziel?
Die Quote der Fußgänger in Wien von etwa 30 Prozent in den nächsten Jahren zu steigern. Außerdem sollen die Menschen wieder mehr Spaß am Gehen haben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2012)