Der Aufsichtsrat des Medienkonzerns Gruner+Jahr berät seit Mittwochmittag über die Zukunft der "Financial Times Deutschland". Treue Leser spendieren der Redaktion einen Kuchen. Mit einer Entscheidung am Mittwoch wird eher nicht gerechnet.
Eine Leserin der ersten Stunde brachte den Redakteuren der "Financial Times Deutschland" am Mittwoch einen Kuchen in die Redaktion - "zum Durchhalten". Zu lesen war das auf der Facebook-Seite der "FTD", die in den vergangenen Tagen deutlich mehr Fans aus Solidarität bekommen hat. Trotzdem, die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und andere deutsche Medien sind sich sicher, dass der Vorstand des Hamburger Medienkonzerns Gruner + Jahr (G+J) die Einstellung der FTD bereits beschlossen hat und dass sich das Verlagshaus weitestgehend aus dem Geschäft mit Wirtschaftsmedien zurückziehen will.
Absegen muss das nur mehr der Aufsichtsrat, der seit Mittwoch 12 Uhr tagt. Wie diepresse.com auf Nachfrage von der Presseabteilung erfuhr, werde die Sitzung mit Sicherheit noch länger dauern. Mit einer Entscheidung oder einer Veröffentlichung der Sitzungsergebnisse sei am Mittwoch nicht mehr zu rechnen. Im Internet kursiert das Gerücht, es werde heute noch eine offizielle Entscheidung bekanntgegeben. Die britische Tageszeitung "Guardian" mutmaßt sogar, dass die Mittwochausgabe bereits die letzte Ausgabe der Zeitung sein soll.
Neben der "FTD" sollen auch die Zeitschriften "Impulse" und "Börse Online" verkauft werden. Nur das Wirtschaftsmagazin "Capital" wolle G+J behalten, es aber von Berlin aus fortführen.
Zehn Millionen Euro Verluste
Ausschlaggebend für den Rückzug von G+J aus den Wirtschaftsmedien sei die schlechte Ertragslage in dem Geschäft, berichtete die "FAZ". Sinkende Anzeigenerlöse und fallende Auflagen dürften demnach in diesem Jahr zu einem Verlust von rund 15 Millionen Euro führen. Davon entfielen gut zehn Millionen Euro auf die "FTD".
Fans der erst im Jahr 2000 gegründeten Wirtschaftszeitung schmieden nun im Netz Rettungspläne. Einige treue Leser haben auf Facebook die Fan-Page "Rettet die FTD" erstellt, die nach den ersten Stunden aber nur rund 150 Likes erhielt. Das deutsche Branchenmedium Meedia zieht ein nüchternes Fazit: Die Wirtschaftszeitung habe nun zwar plötzlich mehr als 34.000 Facebook-Fans, aber zuletzt nur mehr rund 3000 Käufer am Kiosk.
(awa/red.)