USA: Der Handel sagt Danke

Handel sagt Danke
Handel sagt Danke c AP Sean D Elliot
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Das Weihnachtsgeschäft in den Vereinigten Staaten geht schon am Thanksgiving los. An die 40 Prozent des Jahresumsatzes nimmt der Handel in dem einen Monat zwischen Thanksgiving und Weihnachten ein.

Washington. 99,99 Dollar für eine drei Meter hohe Tanne, 49,99 für eine 2,30 Meter hohe: Vor dem Biosupermarkt Whole Foods verströmen die Christbäume bereits seit einer Woche vorweihnachtlichen Duft. Dabei steht am heutigen Donnerstag erst Thanksgiving auf dem Programm, das zweite „hochheilige“ Familienfest im US-Festtagskalender. Weil die Amerikaner es aber lieben, ihr Haus bereits zu Thanksgiving – dem traditionellen Erntedankfest – oder unmittelbar danach weihnachtlich zu dekorieren, floriert längst der Christbaummarkt.

Immer früher, immer schneller, immer billiger: Die USA sind seit jeher ein Land der Superlative. Die Festtage sind keine Ausnahme, ein Ausverkauf vor den Feiertagen ist die Regel. Insbesondere der vierte Donnerstag im November, der Thanksgiving-Termin, ist im Kalender der Handelsunternehmen rot angestrichen: Er läutet das Wochenende ein, in dem die Firmen in die schwarzen Zahlen rutschen. An die 40 Prozent des Jahresumsatzes, so die Faustregel, nimmt der Handel in dem einen Monat zwischen Thanksgiving und Weihnachten ein.

Laptops um 399 Dollar

Der „Black Friday“ steht dafür als Synonym. Inzwischen hat der Hype auch den Thanksgiving-Donnerstag selbst erfasst, sodass bereits die Rede vom „Black Thursday“ ist. Seit Tagen kampieren die „Schnäppchenjäger“ bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in Zelten und Schlafsäcken vor den Warenhäusern. Wenn sich die Tore öffnen, wollen sie die Ersten sein, die die „Doorbuster“ an den Eingängen an sich raffen: Supersonderangebote wie Plasma-TV-Geräte um 299 Dollar oder Laptops um 399 Dollar. Vor drei Jahren trampelte die Menge gar einen Walmart-Verkäufer auf Long Island (New York) zu Tode.

Begann der „Sale“ üblicherweise am Freitag frühmorgens um fünf oder sechs Uhr, wanderte der Beginn in den vergangenen Jahren immer weiter nach vor – zuerst bis Mitternacht und seit heuer auf acht Uhr abends. Die Amerikaner haben kaum das üppige Festmenü inklusive Truthahn verdaut, das letzte Football-Spiel ist noch nicht beendet, da öffnen große Ketten wie Walmart, Sears oder Toys R' Us bereits ihre Pforten.

Die Nachfrage gibt ihnen recht: Bis zu einem Viertel der Kunden nutzte zuletzt die Möglichkeit des Mitternachtsshoppings. Wie Umfragen ergeben haben, handelt es sich dabei meist um eine mobile, jüngere Klientel, die mit Lockangeboten Freitagfrüh nicht so leicht aus dem Bett zu holen wäre.

Den Vogel schoss freilich Kmart ab. Um der Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen, sperrt die Kette zu Thanksgiving bereits um sechs Uhr früh auf – früher ein absolutes Tabu. Laut einer Studie erwartet der Handel in diesem Jahr ein Wachstum von knapp vier Prozent, gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von 1,5 Prozentpunkten. Deshalb versuchen die Unternehmen alle Tricks. So starten sie ihre Superangebote in mehreren Wellen, über die Nacht verteilt, um die Kunden anzulocken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2012)

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