Enttäuschte wählten KPÖ

Graz: Enttäuschte wählten KPÖ
Graz: Enttäuschte wählten KPÖAPA/GEORG HOCHMUTH
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Für die Wähler der Grazer KPÖ war Wohnen das wichtigste Themen. Insgesamt zeigte sich bei der Wahl eine starke Alterskluft.

Die KPÖ verdankt ihren Wahlerfolg in Graz auch diesmal wieder dem Thema "Wohnen und Mieten", mit dem schon Elke Kahrs Vorgänger Ernest Kaltenegger das Revival der Kommunisten in der Steiermark geschafft hat. Außerdem tendierten Enttäuschte - Wähler, die das Gefühl hatten, dass sich die Lebensqualität in Graz verschlechtert hat - vor allem zur KPÖ. Das ergab die Wahltagsbefragung von SORA im Auftrag des ORF.

Auffällig an der Gemeinderatswahl war eine starke Alterskluft, vor allem bei der ÖVP. Sie kam bei den unter 30-Jährigen auf nur zwölf Prozent, bei den über 60-Jährigen aber auf 55 Prozent. Nicht ganz so stark, aber doch deutlich ist dieses Phänomen auch bei der KPÖ und den Grünen. Wobei die KPÖ die meisten Wähler bei den 30- bis 59-Jährigen (26 Prozent) hat, die Grünen hingegen bei den Unter 30-Jährigen (26 Prozent). Auch die FPÖ wurde am stärksten von den unter 30-Jährigen (22 Prozent) gewählt.

Die SPÖ schnitt in den drei Altersgruppen in etwa gleich ab - punktete aber mit Spitzenkandidatin Martina Schröck deutlich stärker bei den Frauen (19 Prozent) als von den Männern (13 Prozent). Die KPÖ hatte zwar auch eine Frau an der Spitze - Elke Kahr -, wurde aber, wie auch die FPÖ, deutlich mehr von Männern (23) als von Frauen (17 Prozent) gewählt.

Die Wahltagsbefragung bestätigte auch die Meinung, dass der Wahlkampf vergleichsweise inhaltsleer war. Keiner der abgefragten Politikbereiche stach bei der Frage nach den für die Entscheidung wichtigen Themen besonders hervor; das vergleichsweise wichtigste Thema waren - genannt von 60 Prozent - noch die Arbeitsplätze.

Für die KPÖ-Wähler war das wichtigste Thema Wohnen und Mieten (72 Prozent), gefolgt von Arbeitsplätze und Kampf gegen Korruption. Für die SPÖ-Wähler waren Bildung und Kinderbetreuung ebenso wichtig wie die Arbeitsplätze, für die ÖVP-Anhänger waren Wirtschaft und Stadtfinanzen etwas wichtiger. Bei der FPÖ kamen zu den Arbeitsplätzen auch Sicherheit, Zuwanderung und Korruptionsbekämpfung dazu. Bei den Grün-Wählern standen Verkehr, Bildung und Umweltschutz im Vordergrund.

Besonders stark - zu 37 Prozent - wurde die KPÖ von Menschen gewählt, die das Gefühl haben, dass Graz an Lebensqualität verloren hat. Die FPÖ kam in dieser Gruppe auf 22 Prozent. Die Wähler, die einen Zugewinn an Lebensqualität in den letzten Jahren empfinden, wählten besonders stark ÖVP und SPÖ.

Die niedrige Wahlbeteiligung - knapp über 50 Prozent - hat ihren Grund in unattraktiven Parteien und Spitzenkandidaten (sagten 51 Prozent der Nichtwähler), einem fehlenden Interesse an der Wahl (48 Prozent) sowie Korruption und Skandalen (42). 40 Prozent nannten Protest gegen die Politik als Grund für die Verweigerung. Unterdurchschnittlich war die Wahlbeteiligung laut SORA u.a. bei den unter 30-Jährigen, während ältere Menschen deutlich stärker zur Wahl gingen.

(APA)

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