Formel 1: Sebastian Vettel - ein Champion ohne Allüren

Sebastian Vettel
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Während Sebastian Vettel in Brasilien den dritten Titel feierte, nahm Ferrari die Schuld für die WM-Niederlage auf sich. Am Samstag gibt der Weltmeister ein Gastspiel in Graz.

[SAO PAULO/FIN] Ferraris Schuldeingeständnis kam einen Tag zu spät. Stefano Domenicali, der Teamchef der Scuderia, entschuldigte sich öffentlich bei Fernando Alonso, dass Ferrari erneut nicht in der Lage war, „dir ein schnelleres Auto zu geben." Die Niederlage beim Saisonfinale am Sonntag in São Paulo sei dem italienischen Automobilhersteller teuer zu stehen gekommen, und daraus werde man die Konsequenzen ziehen.

Für Alonso, der auch in seinem dritten Jahr als Ferrari-Pilot mit leeren Händen dasteht, ist das nur ein schwacher Trost. Er muss mitverfolgen, wie Sebastian Vettel nun mit Superlativen überhäuft wird. Mit 25 Jahren und 145 Tagen ist er jüngster Dreifach-Weltmeister der Geschichte. Er sammelte drei Titel schneller als Ayrton Senna oder Michael Schumacher, die beide bei ihren dritten Erfolgen bereits 31 Jahre alt waren. Vettel benötigte dafür nur 101 Rennen und ließ sich sogar von einer Kollision in der ersten Kurve nicht irritieren.

Es begann mit 35.000 Schilling

Die Karriere des Sohnes eines Zimmermanns aus Heppenheim ist tatsächlich wie im Flug verlaufen. Was vor zwölf Jahren mit einem simplen Investment in ein 13-jähriges Kart-Talent in Höhe von 35.000 Schilling pro Saison begonnen hat, ist in der Gegenwart der Mittelpunkt einer millionenschweren Industrie. Woran selbst vor fünf Jahren noch kaum ein „Experte" glauben wollte, wurde Wirklichkeit: Aus dem Hessen wurde der Superstar des Motorsports und aus dem ehemaligen „Party-Team" ein Seriensieger.

Trotz der Euphorie ist Vettel aber nicht mit anderen Weltmeistern zu vergleichen. Er taucht selten bis nie bei Society-Events auf, auch sind bis auf kindliches Fluchen oder emotional bedingtes Fingerzeigen keinerlei Allüren überliefert. Er lehnt Kommunikationsformen wie Facebook oder Twitter ab, mitunter sieht ihn die Mannschaft auch nicht beim Abendessen im Luxushotel. Er bevorzugt, vor allem dann, wenn sein Vater bei Rennen vorbeischaut, die Abgeschiedenheit im Wohnwagen an der Rennstrecke.
Der Deutsche ist trotz seiner Popularität keineswegs abgehoben; im Gegenteil. Über sein Privatleben ist bis auf die Tatsache, dass er in der Schweiz wohnt und seine Freundin Hanna heißt, nichts bekannt. „Daran werde ich auch nichts ändern"; seine Antwort auf die diesbezügliche Frage eines Reporters ist legendär. „Sie nehmen doch ihre Frau auch nicht mit in die Redaktion, oder?"

Am Samstag als Stargast in Graz

Es sind Details, die seinem Arbeitgeber, der im Werk in Milton Keynes 650 Angestellte beschäftigt und jährlich kolportierte 280 Millionen Euro in die Formel 1 pumpt, imponieren. Darum wurde nach dem zwischenzeitlichen Tief in der Sommerpause alle Energie in seinen und nicht in Mark Webbers Rennwagen investiert. Vettel dankte es auf seine Art, mit Seriensiegen in Asien und der gewonnenen Weltmeisterschaft.

„Er ist einzigartig", sagt Dietrich Mateschitz und schließt einen vorzeitigen Abschied seines Stars zu Ferrari aus. Vettel ist bis 2014 an Red Bull gebunden, erst dann könne die Scuderia „vielleicht" für ihn neue Herausforderung darstellen.

Bis dahin stellt Red Bull sein Zugpferd weiterhin prominent in die Auslage. Am Samstag fährt Vettel seinen Rennwagen in Graz durch die Gassen, am Sonntag folgt der „Autosport Awards" in London. Am 3. Dezember ist das Team im Hangar7, via Istanbul geht es zum „Race of Champions" nach Bangkok. Ein Formel-1-Weltmeister ist eben immer unterwegs. Mit oder ohne Wohnwagen.

>>> Der Endstand in der Formel-1-WM 2012

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