Svindal: Der schnellste Frauenversteher der Skiwelt

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schnellste Frauenversteher Skiwelt(c) EPA (JUSTIN LANE)
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Aksel Lund Svindal stempelt sich in Gröden selbst zum Favoriten. Der Norweger, der nie große Sprüche klopft, gehört zu jenen Athleten, die über ihren Tellerrand hinausblicken.

Gröden/Wien. Er war immer schon ein Kraftpaket, ein Mann für schnelle Strecken, ein Geschwindigkeitsfanatiker, aber auch ein feinfühliger Techniker. Aksel Lund Svindal, der schon zweimal den Gesamtweltcup gewonnen hat, wird seit vielen Jahren als Mitfavorit für die große Kristallkugel gehandelt. Die Rennwoche in Südtirol nimmt der Norweger im roten Trikot des Führenden in Angriff, der 29-Jährige fixierte beim ersten Training auf der Saslong auch die erste Bestzeit. Bei strahlendem Sonnenschein, aber bitterer Kälte (-16 Grad). Damit hat sich Svindal für den Super-G am Freitag und den Abfahrtsklassiker in Gröden am Samstag selbst zum Sieganwärter gestempelt. Den Super-G hat er im Grödner Tal schon einmal gewonnen, die Abfahrt hingegen fehlt ihm noch in seiner Erfolgsstory.

Aksel Lund Svindal dominiert die Speed-Bewerbe, bleibt aber auf seine typische Art zurückhaltend. Er lehnt Hochrechnungen ab, lobt die Konkurrenz, lächelt stets freundlich. „Marcel Hirscher“, sagt er, „ist für mich der logische Favorit für den Gesamtweltcup. Er ist Titelverteidiger, er ist so gut in die Saison gestartet, hat auch schon einen Sieg. Es wird schon schwierig, ihn zu schlagen.“ Druck verspürt der Norweger keinen, beweisen muss er auch keinem mehr etwas. „Ich bin es gewohnt, dass man von mir Siege verlangt. Aber wenn du die große Kugel gewinnen willst, dann brauchst du noch 1000 Punkte.“

Der Norweger, der nie große Sprüche klopft, gehört zu jenen Athleten, die über ihren Tellerrand hinausblicken. Svindal macht sich auch Gedanken über die Zukunft des Ski-Weltcups. Darum bedauert er jetzt noch, dass Lindsey Vonn in Lake Louise nicht beim Herren-Rennen gestartet ist. „Medial wäre das doch super gewesen“, meint er. „In Kanada oder Amerika ist es zu wenig, wenn du einfach nur gewinnst. In den USA brauchst du Storys, die größer sind als der Sport. Wenn ich Marketingchef des Weltskiverbandes (FIS) wäre, ich hätte Druck gemacht, dass Lindsey fahren darf.“

Der Kampf der Geschlechter beschäftigt Aksel Lund Svindal, schließlich ist er mit Julia Mancuso liiert. Er verweist allerdings darauf, dass die Pisten bei den Herrenrennen anders präpariert sind. „Härter, mehr Eis, Schläge. Die Präparierung macht einen großen Unterschied. In Lake Louise fahren sie nach unseren Rennen mit dem Ratrak über die Piste, damit es einfacher wird. Lindsey Vonn hätte mit ihrer Aktion dem Sport sicher nicht geschadet.“

„Wie bei allen anderen auch“

Mit Julia Mancuso, gestern im Abfahrtstraining in Val d'Isere Zweitschnellste hinter der Österreicherin Anna Fenninger, bildet Svindal so etwas Ähnliches wie ein alpines Traumpaar. Über sein Privatleben aber spricht der bald 30-Jährige nicht. „Die Leute wären überrascht, wenn sie wüssten, wie normal unser Privatleben ist. Trainieren, essen, mit Freunden und der Familie zusammen sein. Das ist genau gleich wie bei allen anderen auch. Es gibt also keinen Grund, um dieses Thema ein Theater zu machen.“

Svindal hat die Kamelbuckel also im Griff, das gilt auch für Klaus Kröll, den Bullen von Öblarn, der gestern hinter dem Kanadier Erik Guay Dritter wurde. „Das ist der einzige Hügel, auf dem ich es noch nie aufs Stockerl geschafft habe. Da hab ich noch eine Rechnung offen“, meint der Steirer angriffslustig.

Das erste Training war allerdings länger unterbrochen, weil der junge Österreicher Patrick Schweiger schwer zu Sturz (Ciaslat-Wiese) gekommen ist. Der 22-jährige Salzburger musste mit einer Knieverletzung mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden.

Herren Gröden: 1. Svindal (NOR) 1:58,73 2. Guay (CAN) 0,04 Sekunden 3. Kröll (AUT) 0,10 4. Heel (ITA) 0,22 5. Nyman (USA) 0,55 6. Zurbriggen (SUI) 0,64 7. Bouillot (FRA) 0,75 8. Striedinger (AUT) 0,78 9. Reichelt (AUT) 0,84 10. Varettoni (ITA) 0,96 11. Matthias Mayer (AUT) 0,97 19. Streitberger (AUT) 1,45 32. Berthold (AUT) 1,84 38. Puchner (AUT) 1,96 39. Dürager (AUT) 2,01 47. Baumann (AUT) 2,41 - 50. Scheiber (AUT) 2,54 65. J. Kröll (AUT) 4,16.

DamenVal d'Isere: 1. Fenninger (AUT) 1:49,54 2. Mancuso (USA) +0,03 Sek. 3. Ruiz Castillo (ESP) 0,42 4. Maze (SLO) 0,54 5. Höfl-Riesch (GER) 0,63 6. Cook (USA) 0,75 7. Stuhec (SLO) 0,91 8. Smith (USA) 0,95 9. Sterz (AUT) 1,13 10. Marchand-Arvier (FRA) 1,15 14. Görgl (AUT) 1,24 21. Schmidhofer 1,41 28. Moser 1,70 47. Altacher (alle AUT) 4,17.

Auf einen Blick

Aksel Lund Svindal, Führender im Gesamtweltcup, hat Kurs auf seinen ersten Abfahrtssieg in Gröden genommen. Der Norweger war im ersten Training auf der Saslong der Schnellste. Knapp hinter dem 29-Jährigen, landeten der Kanadier Erik Guay und der steirische Abfahrtsweltcup-Gewinner Klaus Kröll.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2012)

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