Der Steirer Klaus Kröll, der vorigen Winter den Abfahrtsweltcup gewonnen hat, sagt vor dem Super-G am Freitag in Gröden den starken Norwegern den Kampf an. Kröll weiß aber auch, dass er noch Aufholbedarf hat.
Gröden/Wien. Klaus Kröll macht sich keine Sorgen. Noch lange nicht. Der Steirer hat im Vorjahr den Abfahrtsweltcup gewonnen, da die Ski-Weltmeisterschaft nur wenige Kilometer von seinem Heimatort ausgetragen wird, kann er das Wort Schladming schon fast nicht mehr hören. Aber der „Bulle“ von Öblarn, wie das Kraftpaket gerne genannt wird, erträgt auch das mit Fassung. „Für mich ist das alles noch kein Thema, das ist noch so weit weg. Da könnt ihr mich noch hunderte Male danach fragen.“
Der 32-Jährige hat sich im Sommer beim Motocrossfahren einen komplizierten Bruch des Fußes zugezogen, Krücken waren seine Wegbegleiter, er hat wichtige Trainingswochen verloren. Dennoch ist ihm zum Auftakt in Nordamerika schon so manch beachtliches Abfahrtsergebnis gelungen. Im Super-G hingegen hapert es noch ein wenig. Einmal war er 15., einmal 23. Das ist noch nicht das, was sich ein Klaus Kröll vorstellt. Er stellt eigentlich selbst den Anspruch, unter die Top drei zu fahren. Ist ihm in der Abfahrt von Gröden aber noch nie gelungen.
„Ich weiß“, sagt Kröll, „dass es bisher noch nicht optimal gelaufen ist.“ Druck macht er sich deshalb keinen. „Im Training läuft es ja ganz gut.“ Am Mittwoch war er Dritter, am Donnerstag ebenso. Ein WM-Ticket im Super-G ist nach derzeitigem Stand noch nicht gesichert. Sein Lieblingsrennen aber steigt erst Mitte Jänner – der Super-G in Kitzbühel. „Das liegt mir am besten.“
Kröll weiß, dass er noch Aufholbedarf hat. Beruhigend aber ist, dass er keinerlei Probleme mit dem Material ortet. „Bei diesen Bedingungen funktioniert's.“ Obendrein hat der Steirer auch noch Reserven, wie er hofft. „Aber die anderen haben das auch.“
„Sonst beim Gewinnspiel . . .“
Will Klaus Kröll im Super-G und im Abfahrtsklassiker ganz vorne mitmischen, dann muss er sich an Aksel Lund Svindal orientieren. Der routinierte Norweger war einmal Trainingsschnellster, am Donnerstag wurde er lediglich von seinem Landsmann Kjetil Jansrud knapp (0,07 Sekunden) geschlagen. Nicht einmal das kann Klaus Kröll verunsichern. „Svindal ist auf jeden Fall in Reichweite“, sagt er. „Er hat zwar derzeit eine enorme Sicherheit, aber das heißt nicht, dass er nicht zu biegen ist.“
Zwei Norweger und ein Österreicher – das ist aber noch nicht alles, was der alpine Herren-Zirkus in der Speed-Abteilung zu bieten hat. Stark präsentiert sich in Gröden auch der Kanadier Erik Guay, auf sich aufmerksam gemacht hat vor allem auch Werner Heel. Der Italiener fährt mit einer Startnummer jenseits der 50, brauste aber zweimal unter die Top sieben. Auch ihn wird man auf der Rechnung haben müssen.
Zweitbester Österreicher war am Donnerstag Florian Scheiber als Elfter. An die WM in Schladming denkt schön langsam auch Georg Streitberger. „Ich brauche ein Ticket für Schladming. Sonst muss ich bei einem Gewinnspiel mitmachen. Ein Stockerlplatz wäre super, aber in Österreich kann dir passieren, dass nicht einmal das reicht.“ Probleme in den schnellen Disziplinen hat auch Benjamin Raich. „Ein bisschen ein Rätsel.“
Training Gröden: 1. Jansrud (NOR) 1:58,45 2. Svindal (NOR) 0,07 Sekunden 3. Kröll (AUT) 0,45 4. Guay (CAN) 0,46 5. Paris (ITA) 0,84 6. Theaux (FRA) 0,85 7. Heel (ITA) 0,87 8. Klotz (ITA) 0,92 9. Sullivan (USA) 0,94 10. Clarey (FRA) 1,17 11. F. Scheiber (AUT) 1,27; 14. Reichelt 1,48 16. Puchner 1,54 19. Baumann 1,67 24. Berthold (AUT) 2,01 27. Streitberger 2,16 30. Mayer 2,48 36. Striedinger 2,78 46. J. Kröll 3,36 50. Dürager (alle AUT) 3,55.
Training Val d'Isere: 1. Marchand-Arvier (FRA) 1:51,45 2. Weirather (LIE) 0,01 Sek. 3. Höfl-Riesch (GER) 0,17 4. Sterz (AUT) und Stuhec (SLO) je 0,33 6. Fanchini (ITA) 0,41 7. Maze (SLO) 0,43 8. Ruiz Castillo (ESP) 0,46 9. Merighetti (ITA) 0,52 10. Fenninger (AUT) 0,81; 13. Moser 0,91 17. Görgl 1,01 23. Schmidhofer 1,50 32. Fischbacher (alle AUT) 2,19.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2012)