Die Abspaltung der Moderaten rund um Franco Frattini würde den Weg für eine glaubwürdige Rechtspartei freimachen.
Silvio Berlusconi weiß genau, was er tut. Auch dann, wenn er den Eindruck vermittelt, er wisse gerade überhaupt nicht mehr, was er tue. Der Zickzackkurs des Ex-Premiers rund um seine Kandidatur und die Unterstützung für Mario Monti hat die gewünschten Wirkungen erzielt: Zum einen hat es Berlusconi geschafft, wieder täglich die mediale Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dauerpräsenz in Schlagzeilen, egal, ob positiv oder negativ, gehört seit jeher zur Hauptstrategie des Profi-Showmasters der italienischen Politik.
Zum anderen lebt Berlusconi im Umfragen-Augenblick. Das heißt, er sagt immer genau das, womit er im Moment am besten ankommt. So war es wohl kein Zufall, dass er seine Liebe zu Monti wenige Stunden vor der Abreise zum Treffen der EU-Konservativen entdeckte: Denn Monti ist der beliebteste Italiener in Brüssel. Zudem hofft Berlusconi, mit seinem Gesinnungswandel die rebellischen „Montianer“ in den eigenen Reihen zu befrieden und damit die gefürchtete Parteispaltung abzuwenden.
Es wäre gut für Italien, wenn ihm das nicht gelänge. Der moderate Flügel um Ex-EU-Kommissar Franco Frattini müsste den Mut finden, dem autoritären Chef – und Zahlmeister – den Rücken zu kehren. Dann gäbe es Chancen auf eine glaubwürdige Rechtspartei. Und auf eine Normalisierung der italienischen Politik.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2012)