Assad will "al-Qaida-Killer bekämpfen"

Assad will alQaidaKiller bekaempfen
Assad will alQaidaKiller bekaempfen(c) AP (HOPD)
  • Drucken

Erstmals seit sieben Monaten zeigte sich der Diktator wieder in der Öffentlichkeit: Er attackierte den Westen, die arabischen Nachbarn und die Opposition. Zurücktreten will er nicht.

Kairo/Damaskus. Syriens Präsident Bashar al-Assad will den Bürgerkrieg in seinem Land offenbar bis zum bitteren Ende ausfechten. Man werde eine nationale Mobilmachung ausrufen und so lange kämpfen, bis der letzte Terrorist von syrischem Boden vertrieben sei, rief er unter dem tosenden Beifall eines handverlesenen regimetreuen Publikums, welches am Sonntag das Opernhaus im Zentrum von Damaskus bis auf den letzten Platz füllte. Es war die erste öffentliche Rede des Diktators seit sieben Monaten.

Der Krieg im Land sei ein Kampf zwischen der Nation und ihren Feinden – „Killern von al-Qaida“ und „verbrecherischen Kriminellen“. Die „Mörder im Namen der Religion“ wollten die Gesellschaft zerstören und Syrien zerschlagen, sagte Assad, der sich selbstbewusst und entschlossen gab. Hinter seinem Rednerpult war als Bühnenbild eine meterhohe syrische Flagge montiert, offenbar zusammengesetzt aus Fotos von Opfern des Bürgerkriegs.

„Mit unseren Seelen, mit unserem Blut“

Vor allem arabischen Staaten warf der Diktator vor, die Regimegegner mit Geld und Waffen zu unterstützen, aber man werde ihnen allen eine Lektion erteilen. Der Westen wolle die Zukunft Syriens für seine Zwecke manipulieren. Russland, China und der Iran dagegen seien Länder, die jegliche Einmischung von außen ablehnten – und „dafür sind wir ihnen sehr dankbar“. Assad zeigte sich überzeugt, Syrien werde sich als Nation behaupten und aus diesem Krieg „stärker denn je“ hervorgehen. Man werde keine Eingriffe in die eigene Souveränität dulden und sich von niemandem etwas diktieren lassen, rief er in die Hochrufe seiner Anhänger hinein, die immer wieder skandierten „Mit unseren Seelen und unserem Blut werden wir dich verteidigen“ und am Ende der einstündigen Rede die Bühne stürmten.

--> Assads Friedensplan für Syrien

Wie bereits vor einem Jahr schlug Assad auch diesmal wieder vor, den Konflikt mit einer nationalen Versöhnungskonferenz, einer neuen Verfassung sowie Parlamentswahlen zu beenden, ohne dass er dies irgendwie näher erläuterte. An keiner Stelle seiner Ansprache deutete er an, dass er sein Amt aufgeben könnte. „Wir werden mit einer Hand reformieren und mit der anderen Hand den Terrorismus zerstören“, rief er. Eine politische Lösung aber sei bisher daran gescheitert, dass es aufseiten der Opposition keine „kompetenten Partner“ gebe.

Die „Nationale Koalition“, den international anerkannten Dachverband der Regimegegner mit Sitz in Kairo, bezeichnete Assad als „Marionette ausländischer Mächte“. Trotzdem halte seine Regierung weiterhin die Hand zum Dialog ausgestreckt und werde mit jedem reden, „der seine Heimat nicht an das Ausland verkauft hat“.

Eskalation nach TV-Rede wahrscheinlich

In einer ersten Reaktion ließ die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton erklären, eine politische Lösung könne es nur geben, wenn Assad zurücktrete. Der britische Außenminister William Hague bezeichnete die Ankündigungen des syrischen Machthabers als „leere Versprechungen“. Nach jüngsten UNO-Statistiken hat der 22-monatige Konflikt bisher mindestens 60.000 Menschen das Leben gekostet. Damit hat sich die Zahl der Opfer im Jahr 2012 im Vergleich zu 2011 verzehnfacht. Nach der Rede Assads ist 2013 eine weitere Eskalation wahrscheinlich.

--> Reaktionen: Friedensplan "realitätsfern"

Am Wochenende begannen die USA, in der Türkei zwei Batterien mit Patriot-Luftabwehrraketen zu installieren. In den nächsten Wochen sollen weitere Spezialeinheiten aus Deutschland und den Niederlanden folgen. Israels Premier Benjamin Netanjahu kündigte an, sein Land werde auf den Golanhöhen den Grenzzaun zu Syrien verstärken.

Unterdessen gingen die schweren Kämpfe in der Region um Damaskus sowie die Massenflucht der Bewohner in die Nachbarstaaten unvermindert weiter. Allein in den vergangenen sechs Tagen überquerten nahezu 9000 Syrer die Grenze zu Jordanien, die meisten von ihnen Frauen und Kinder.

Auf einen Blick

Syriens Diktator Bashar al-Assad hat sich erstmals seit sieben Monaten wieder in der Öffentlichkeit gezeigt. In einer TV-Rede rief er zur Mobilisierung gegen die Aufständischen auf und nannte die Oppositionellen „Marionetten des Westens“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Syrische Rebellen ließen Iraner bei Austausch frei
Außenpolitik

Syrien: Regime tauscht Gefangene gegen Iraner aus

Das Regime entlässt 2130 Menschen aus der Haft, im Gegenzug lassen die Rebellen 48 iranische Geiseln frei.
Friedensplan Assad realitaetsfern
Außenpolitik

USA: Friedensplan von Assad ist "realitätsfern"

Das US-Außenministerium fordert, dass der syrische Diktator "beiseite tritt, um eine politische Lösung zu ermöglichen". Ägyptens Präsident glaubt an den Erfolg der Aufständischen und den Sturz von Assad.
Nato beginnt PartiotStationierung Tuerkei
Außenpolitik

Syrien: Nato beginnt mit Patriot-Stationierung in Türkei

Material und US-Militärpersonal sollen schon auf dem Luftwaffenstützpunkt Incirlik eingetroffen sein. Die deutsche Bundeswehr will in der kommenden Woche erste Soldaten für den Patriot-Einsatz verlegen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.