Taxitänzer für Ildikó Raimondi, Schuhtipps von Francesca Habsburg, Debütanten mit Kopfkamera. Und natürlich die Netrebko. Den Philharmonikerball im Musikverein als Debüt nutzte auch Schwimmer Markus Rogan.
Philharmonikerball im Musikverein – und an „Anna“ kam wieder einmal keiner vorbei. Blitzlichtgewitter, als die Netrebko im Fiaker eintrifft. Gekonntes Posen auf der Treppe. Leichte Mühe beim Hinaufgehen, nochmals Fotos, dann hinein in den Brahmssaal, wo sich traditionell die Ehrengäste sammeln.
Ja, erklärte sie dort dann fröhlich, in ihrem ausladenden blauen Irina-Vitjaz-Kleid (mit überdimensionaler Masche am Rücken) fühle sie sich zwar „wie eine Prinzessin“, aber auf den Stiegen sei es etwas schwierig. Folglich werde sie wohl eher nicht tanzen – zumal sie auch ohne Mann und Tanzpartner Erwin Schrott gekommen war. Zu ihm wollte sie erst am nächsten Tag fliegen – für den „Liebestrank“ an der Met. Max Müller, Klagenfurter Sänger, „Rosenheim Cop“ und hoffnungsfroher Begleiter Netrebkos beim Einzug, wurde dennoch nicht enttäuscht: Nach der Eröffnung wagte sich die Sängerin mit ihm zumindest kurz auf das Parkett.
Auf so viele Freiwillige wie sie kann freilich auch auf dem Philharmonikerball nicht jede Dame zählen. Und weil neben dem gesellschaftlichen Get-together und der viel gelobten Musik (die Philharmoniker!) doch auch das Tanzen zählt, hat Ballchef Andreas Großbauer heuer erstmals einen Taxitänzerstand eingerichtet. Ein Service, das Kammersängerin Ildikó Raimondi begeistert testete. „Als ich das erste Mal hier war, waren noch alle da. Als ich wiederkam, waren alle weg. Ich habe das Geschäft angekurbelt!“ Ihr Mann sei verletzt, sie finde die Idee wunderbar: „Jetzt können sich die Damen nicht mehr beschweren – und prüfen, wie großzügig ihre Partner sind.“
Sie seien neuerdings begehrtes Gut, erzählten zwei der Turniertänzer. „Der Immobilienball am gleichen Abend suchte auch Taxitänzer.“ Und die Kundschaft? „Jüngere und ältere Damen, manche mit Rhythmus, manche ohne. Aber wenn der Herr gut führt, kann man immer seinen Spaß haben.“
Francesca Habsburg, wie üblich gut gelaunt, tanzte mit Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner ausdauernd für die Kameras („Waren da Kameras?“) Und verriet später an der Bar, wieso ihre Prada-Plateaus die richtige Wahl waren: „Es ist, als würde man flache Schuhe tragen. Ich habe mein Leben lang in High Heels getanzt, aber wenn man lang auf dem Philharmonikerball bleiben will, dann muss man bequeme Schuhe tragen. Man muss in den Plateaus nur den Schwerpunkt verlagern, das ist alles.“ Nicht als Tanzpaar beobachtet wurden die Opernballkommentatoren Christoph Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe – die immerhin gemeinsam eingezogen waren.
Vergleichsweise spärlich vertreten war die Regierung: Neben Mitterlehner waren VP-Kollege Karlheinz Töchterle und SP-Sozialminister Rudolf Hundstorfer gekommen. Daneben Staatssekretär Andreas Schieder und Sonja Wehsely, US-Botschafter William Eacho, Sunnyi Melles, Lotte Ingrisch, Daniel Serafin, Daniela Fally, Elisabeth Gürtler und Helmut Lohner, Peter Simonischek oder Alexander Wrabetz. Die Debütanten dachten früh an Erinnerungen – und schossen gleich nach der Eröffnung die ersten Fotos. Einer bestritt die Mitternachtsquadrille sogar mit Kopfkamera.
Den Ball als Debüt nutzte auch Schwimmer Markus Rogan – er kam erstmals mit seiner Verlobten Leanne Farryn Cobb. Und mit Stock, nachdem er sich beim Skifahren den Knöchel verstaucht hat. „Wir hätten uns gern eine Loge geleistet, aber sie kostet so viel.“ Genau genommen 14.500 Euro für eine Zehnerloge im Parterre.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2013)