Winkelmayer: Der Mann hinter dem Sans Souci

Mann hinter Sans Souci
Mann hinter Sans Souci(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Norbert Winkelmayer eröffnete am Mittwoch mit dem Sans Souci Wiens jüngstes Luxushotel. Was Wurst und ein Autounfall damit zu tun haben.

Das Konzept des Hotels zeigt sich schon bei der Begrüßung durch den Besitzer. „Darf ich Ihnen die Joppe abnehmen?“, fragt Norbert Winkelmayer, im CI-konformen lila Sakko, und sagt damit: Hier werden alte Werte gepflegt, dies jedoch modern, irgendwie salopp. So wie sich in den Zimmern des (nach vielen Jahren endlich) renovierten Hauses hinter dem Volkstheater Pop-Art und Antiquitäten mischen.

Nach vier Wochen „Soft Opening“ eröffnete das Hotel Sans Souci am Mittwochabend mit einer großen Black-Tie-Party im kleinen Kreis – ein paar von Wiens üblichen Promis haben nichts unversucht gelassen, um auf die Einladungsliste zu gelangen. Vergeblich. Stattdessen kommen Erwin Wurm, Hubertus Hohenlohe, der für das Haus eine eigene Fotoserie geschossen hat, oder die benachbarten Museumsdirektoren. Die geplante 200-Leute-Liste ist auch mit ihnen schon überschritten.

Zwei Jahre ist es her, dass Winkelmayer nach Jahren des Vorbeifahrens und Sich-Wunderns über die berüchtigt leere „Hütte“ die Chance zum Kauf bekam. Seine Hotel-Expertise war bis zu diesem Zeitpunkt „rein empirisch“: Bis er seine zwei Söhne bekam, habe er immer in Boutiquehotels gewohnt – also „in Hotels, die eine Seele haben“. Ansonsten habe er keine Erfahrung. Dafür eine erfahrene Managerin, die ihm zuletzt noch einen Crashkurs erteilt habe. „Die Zeit von November bis Weihnachten war Hardcore.“ Inzwischen genießt er schon: nutzt das Fitnesscenter oder das Private Dining, wie letzte Woche vor dem Philharmonikerball. „Das war total cozy.“

Mit großen Immobilienprojekten ist Winkelmayer schon eher vertraut, wenngleich sein Werdegang etwas vom Zufall beeinflusst war. Eigentlich hat er die Fachhochschule für Maschinenbau absolviert, „aber ich wusste schon beim Fertigwerden, dass ich nie Maschinenbauer werde“. Bezeichnend wohl schon der Kommentar seines Professors zu seiner Abschlussarbeit, einem Lüfter: Der sei, meinte der Professor, „schön, aber werde wohl nie gebaut“. Zu teuer.


Stattdessen ging Winkelmayer danach an die WU, gründete nebenbei erste Firmen, arbeitete daneben als Skilehrer. „Mein erster Kontakt zum Tourismus.“ Die Idee, Häuser zu kaufen, kam von seinem Steuerberater – um Verluste gegenrechnen zu können. 1995 kaufte er im dritten Bezirk sein erstes Haus. „Das habe ich mit 200 Prozent Gewinn verkauft. Und mir gedacht: Ok, Verluste bringt es keine, aber es macht Spaß.“ Sukzessive arbeitete er sich hoch in den Luxusbereich, „wo man einfach wesentlich mehr Architektur machen kann. So bin ich reingerutscht.“

Vor einem Jahr eröffnete er im vierten Bezirk das Palais Sans Souci, als Firmensitz und Veranstaltungslocation. Auch seine Firmengruppe heißt Sans Souci. Vielleicht ein Hinweis darauf, dass er, wie er betont, „kein ängstlicher Mensch“ ist? Jedenfalls auch irgendwie wieder Zufall, meint er. Die Idee kam ihm und seiner Frau beim Essen im Lieblingsort Grado: Das Bier hieß so.

Mit Essen hat auch seine erste mehr oder weniger selbstständige Tätigkeit zu tun. Mit 14, erzählt Winkelmayer, arbeitete er nach der Schule bei einem der örtlichen Greißler daheim in Oberlaa. Von 14 bis 16 Uhr schnitt er Wurstradeln ab. Fringe Benefits in Form von Wurst inklusive. „Das war eine tolle Schule.“

Ähnlich früh begann sein Interesse an Kunst. Über die Mutter kam er schon als Kind mit Kultur in Berührung. Mit 16 landete er dann, in die Schule radelnd, unter einem Volvo. Die 20.000Schilling Schmerzengeld investierte er über den damaligen Albertina-Direktor in ein Hundertwasser-Aquarell. 20 Jahre später sollte auch das Hundertwasser-Kunsthaus in sein Portfolio wandern. Die Kunst, meint er, sei zwar auch lukrativ, aber: „Der wichtigste Return on Investment ist, dass man laufend inspiriert ist.“ Weshalb viele seiner Bilder nun im Hotel hängen: „Mir ist es lieber, sie sind versichert und aufgehängt, als dass sie irgendwo herumkugeln.“ Manche Künstler kenne er persönlich. „Sie haben eine Denke, die sehr spannend und sehr schräg sein kann.“

Auf einen Blick

Norbert Winkelmayer (44) ist Besitzer des Sans Souci Hotels in der Museumsstraße: Es bietet von Philippe Starck mitdesignte Zimmer und „Luxury Residences“ im Obergeschoß. Winkelmayer ist Maschinenbauer, WU-Absolvent und entwickelt Immobilien im „High-end-Bereich“ mit dem Fokus, historisch und modern zu kombinieren, aktuell z.B. das Beatrixbad.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2013)

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