Mali: Hollande lässt sich als Befreier feiern, UNO warnt

Mali
Mali(c) Reuters (Philippe Wojazer)
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Der französische Präsident Hollande ist am Samstag in der von Islamisten zurückeroberten Stadt Timbuktu eingetroffen. Dort wurde er von Einheimischen gefeiert.

In Begleitung von Malis Übergangspräsident Dioncounda Traore ist am Samstag Frankreichs Staatschef Francois Hollande in der historischen Stadt Timbuktu von französischen und malischen Soldaten begrüßt worden. Auf dem zentralen Platz der Stadt hatten sich zudem zwischen 2000 und 3000 Menschen versammelt, um Frankreich "zu danken", wie ein AFP-Reporter berichtete. Die Menge tanzte zu den Klängen von Trommeln, die unter der Besetzung der Stadt durch die Islamisten verboten waren.

Erst vor wenigen Tagen hatten französische Soldaten die zuvor von islamistischen Gruppen gehaltene Stadt zurückerobert. "Wir, die Frauen von Timbuktu, wir danken Francois Hollande unendlich", rief die 53-jährige Fanta Diarra in der Menge. "Er hat den Baum gefällt, nun muss er noch entwurzelt werden", sagte die Frau, die sich in eine französische Flagge gehüllt hatte.

Hollande war zuvor im zentralmalischen Sevare gelandet. Er wird von Außenminister Laurent Fabius, Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian und Entwicklungsminister Pascal Canfin begleitet. Zum Abschluss der eintägigen Reise ist in der Hauptstadt Bamako ein Arbeitsessen geplant.

Frankreich hatte am 11. Jänner militärisch in Mali eingegriffen, um einen Vormarsch der Islamisten zu verhindern, die den Norden des Landes unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Seither eroberte die malische Armee zahlreiche Gebiete von den Islamisten zurück.

UNO zeigt sich beunruhigt über Lynchmorde

Indes zeigen sich Vereinten Nationen beunruhigt über Berichte über Lynchmorde und außergerichtliche Hinrichtungen beim Vormarsch der Armee in Mali. Es gebe "ernste Vorwürfe" von Massen-Exekutionen durch die malische Armee und andere Menschenrechtsverletzungen, erklärte der UNO-Sonderberichterstatter zur Verhinderung von Genozid, Adama Dieng, am Freitag.

Zudem gebe es Berichte, wonach Angehörige der Tuareg und der arabischen Gemeinschaft in Mali durch die Bevölkerung gelyncht und ihr Besitz geplündert werde, weil ihnen allein wegen ihrer ethnischen Herkunft Unterstützung der Islamisten unterstellt werde, beklagte Dieng. Der UNO-Sonderberichterstatter rief die malische Armee auf, die gesamte Bevölkerung unabhängig von Rasse und ethnischer Zugehörigkeit zu schützen.

US-Verteidigungsminister lobt Franzosen

US-Verteidigungsminister Leon Panetta hat die Erfolge der französischen Streitkräfte bei ihrem Einsatz gegen Islamisten im Norden Malis hingegen gewürdigt. Die französischen Truppen hätten in kurzer Zeit "enorme Fortschritte" erzielt, sagte Panetta am Freitag in einem Interview der Nachrichtenagentur AFP: "Sie sind viel schneller vorgerückt, als wir erwartet hatten."

Die Herausforderung liege nun darin dafür zu sorgen, dass sich die Sicherheitslage nicht wieder verschlechtere. Es werde "einige Arbeit" kosten, eine Überlastung der französischen Truppen zu vermeiden, die Sicherheit vor Ort zu gewährleisten und bei einem allmählichen Abzug dafür zu sorgen, dass afrikanische Truppen die Positionen übernähmen.

USA fürchten zunehmenden Islamisten-Einfluss

Panetta wies Gerüchte zurück, wonach die USA Frankreich nur zögernd logistische Unterstützung bei ihrem Mali-Einsatz lieferten. Es gebe keinerlei Widerstand in der US-Regierung dagegen, Frankreich zu helfen, weil die hinter den Islamisten in Mali vermutete Terrororganisation al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM) "ein Feind der Vereinigten Staaten" sei, betonte der Verteidigungsminister. Es sei der richtige Schritt, durch den Einsatz in Mali "sicherzustellen, dass sie dort keine Operationsbasis einrichten können, um Europa oder die USA anzugreifen". Dabei seien auch die afrikanischen Staaten gefragt.

Die Regierung in Washington fürchtet einen zunehmenden Einfluss von radikalen Islamisten und Verbündeten von Al-Kaida in der Sahara-Region. Neben dem Konflikt in Mali führten der tödliche Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Benghazi im September und die blutige Geiselnahme auf einer Gasförderanlage in Algerien Mitte Jänner die wachsende Bedrohung vor Augen.

(APA/AFP)

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