Viel Lärm um nichts oder der Beginn einer Entfremdung?

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Hirscher und Cheftrainer Berthold sprechen nicht mehr ganz dieselbe Sprache. Der Salzburger hat nicht damit gerechnet, dass sein Facebook-Posting nach dem Super-G-Triumph von Ligety so eine große Diskussion auslöst.

Schladming. „Der Marcel, der soll sich auf seine kommenden Bewerbe konzentrieren. Er hätte ja auch eine schlechte Startnummer gehabt.“ So kommentierte Peter Schröcksnadel die Aufregung, die nach der kurzen Botschaft aus dem Netz von Marcel Hirscher entstanden ist. Und die kommenden Bewerbe, das sind der Teambewerb, der Riesentorlauf und der Slalom, der in Schladming am Schlusstag auf dem Programm steht.

Obwohl der ÖSV-Präsident hier offenbar ein Machtwort sprechen wollte, so hat es in den vergangenen Wochen offenbar ein grobes Kommunikationsproblem zwischen dem 23-jährigen Salzburger und Herren-Cheftrainer Mathias Berthold gegeben. Oder hat sich da sogar ein größeres Problem zusammengebraut?

Mathias Berthold hat zuletzt Fragen, ob er Hirschers Start in der Super-Kombination als sinnvoll erachte, als „nervend“ bezeichnet. Der Vorarlberger hat dann zur Kenntnis genommen, dass Hirscher entschieden hat, aus freien Stücken auf diesen Bewerb zu verzichten. Aus guten Gründen, wie er sagt, aus Trainingsgründen. Es ist bekannt, dass der Führende im Gesamtweltcup ein Tüftler ist.
Am gestrigen Donnerstag hat Hirscher zu der Geschichte erneut Stellung genommen. Er behauptet, dass ihn die große Diskussion, die sein Facebook- und Twitter-Eintrag ausgelöst hat, überrascht hat. „Ich bin Racer und würde am liebsten jedes Rennen fahren, vor allem wenn der Kurs so anspruchsvoll ist wie dieser. Ich habe nicht damit gerechnet, dass in mein Posting so viel hineininterpretiert wird“, teilte er via Medienaussendung mit.

„Gratuliere Ted!!! Diesen Lauf wäre ich auch gern gefahren . . .“, hatte Hirscher nach dem Super-G-Sieg des RTL-Spezialisten Ted Ligety geschrieben. Einen Startplatz aber habe er nie und nimmer gefordert. Vater und Trainer Ferdinand Hirscher wird auf orf.at jedoch so zitiert: „Natürlich wollte er fahren, aber die Trainer haben sich dagegen entschieden.“

Mathias Berthold fühlt sich irritiert und versteht die Reaktion seines Star-Athleten nicht. „Wir haben das Thema mit Marcel zu Saisonbeginn natürlich besprochen. Sein Fokus wurde aber ganz deutlich auf die technischen Disziplinen gelegt“, sagt der Cheftrainer. Seit seinem Start im Weltcup-Super-G in Beaver Creek am 1. Dezember 2012 (Rang 32) hatte Hirscher nur noch einen Tag lang Speed-Training absolviert.

Weltmeisterschaften und Nominierungen, das ist in Österreich immer so eine Sache. Bei der Bekanntgabe des Slalomteams hatte Reinfried Herbst etwas verschnupft reagiert. Und bei der Ausscheidung für den Super-G hat es mit Klaus Kröll sogar den Lokalmatador erwischt.

Von schlechter Stimmung will beim heimischen Skiverband keiner etwas wissen. Peter Schröcksnadel weiß nur zu berichten, wie dem Team die Herzen nur so zufliegen. „Jeder will ein Autogramm und ein Foto von mir machen.“ Er ist davon überzeugt, dass diese WM noch eine sehr erfolgreiche wird. Wirtschaftlich – und auch aus sportlicher Sicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2013)

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