In Graz wird bereits das dritte schaurige Corona-Denkmal der Steiermark eröffnet. Aber wollen wir wirklich an den Schrecken erinnert werden? Im Sinn von Pestsäulen wäre es psychohygienisch doch besser, die Rettung zu feiern.
Am 29. März 2021 malte Matthew Fowler ein rotes Herz an ein Stück Mauer am Londoner Themse-Ufer, gegenüber vom Parlament. Als einen „Akt der Liebe“ bezeichnete er es, im Gedenken an seinen ein Jahr zuvor gestorbenen Vater. Mittlerweile füllen 200.000 Herzen einen 500 Meter langen Abschnitt, eine Tafel kennzeichnet die Wandmalerei als „The National Covid Memorial Wall“, und Freiwillige kümmern sich um die Instandhaltung, bewahren Herzen und Namen vor dem Verblassen.
Es ist interessant: Geht man auf die Suche nach internationalen Beispielen für das Gedenken an den Einbruch von Corona in unsere Gesellschaft, ist das Ergebnis nicht nur erstaunlich dünn, sondern künstlerisch auch alles andere als überzeugend. In Madrid etwa findet sich auf einer Verkehrsinsel eine martialische eiserne Feuerschale, in der ein ewiges Licht für die Opfer brennt. In den USA scheint die Debatte nach einem großen nationalen Monument keine Fahrt aufzunehmen. Im deutschen Essen wird vor einer Kirche eine absichtlich unbequeme Bank in Form einer Krankentrage aufgestellt werden, während eine rechtsextreme Kleinpartei nahe Dresden mit einem Gedenkstein für die Toten der Corona-Maßnahmen für Vandalismus und heftige Diskussionen sorgt.