Prognose

OeNB: Österreich schrammt haarscharf an Rezession vorbei

Die Oesterreichische Nationalbank erwartet heuer im zweiten Halbjahr eine Konjunkturbelebung und damit im Gesamtjahr ein leichtes Wirtschaftswachstum (Archivbild). 
Die Oesterreichische Nationalbank erwartet heuer im zweiten Halbjahr eine Konjunkturbelebung und damit im Gesamtjahr ein leichtes Wirtschaftswachstum (Archivbild). APA / Tobias Steinmaurer
  • Drucken

Laut den Erwartungen der Nationalbank wird Österreich anders als Deutschland heuer ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts vermeiden. Die hohe Inflation macht jedoch weiterhin Sorgen.

Während in Deutschland die Prognosen der Wirtschaftsforscher sich diese Woche deutlich verdüsterten und die Ökonomen nun mit einer Rezession für Europas größte Wirtschaftsnation rechnen, dürfte Österreich mit einem blauen Auge davon kommen. „Österreich schrammt haarscharf an einer technischen Rezession vorbei“, sagt Gerhard Fenz, Leiter des Konjunkturreferats der Nationalbank am Freitag bei der Präsentation der Prognose. Demnach erwartet die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) heuer im zweiten Halbjahr eine Konjunkturbelebung und damit im Gesamtjahr ein leichtes Wirtschaftswachstum. Die Inflation wird trotz Rückgangs immer noch 7,4 Prozent betragen. Die Realeinkommen in Österreich dürften heuer leicht zunehmen, die Arbeitslosigkeit bleibt stabil. 2024 sollten laut Prognose die Inflation auf 4,1 Prozent sinken, die Wirtschaft um 1,6 Prozent wachsen und die Realeinkommen mit 3,3 Prozent stark steigen.

Die Wirtschaft sei seit dem zweiten Halbjahr 2022 in einer Stagflationsphase, also einem Nullwachstum bei hoher Inflation, so die OeNB. „Aber in der zweiten Jahreshälfte nimmt die Wirtschaft wieder Schwung auf und die Inflation wird langsam sinken“, sagt OeNB-Gouverneur Robert Holzmann. Es bestehe für das Gesamtjahr 2023 in Österreich keine Gefahr einer Rezession, also einer Schrumpfung der Wirtschaft, die OeNB erwartet ein Plus von 0,5 Prozent. Die Preise werden aber, gemessen am EU-weit vergleichbaren HVPI, um 7,4 Prozent zulegen. Die Beschäftigten in Österreich können dennoch mit einem leichten Wachstum ihrer realen Einkommen von 0,3 Prozent rechnen. Die Arbeitslosenrate steigt nur minimal auf 6,4 Prozent.

Reallöhne dürften 2024 kräftig steigen

Da in Österreich die Kollektivvertragsverhandlungen die Inflation des Vorjahres in die Lohnerhöhungen einbringen, führt die sinkende Inflation 2024 zu einem „außergewöhnlich kräftigen Ansteigen der Reallöhne und damit des privaten Konsums“, heißt es in der Prognose. Österreicherinnen und Österreicher können auf real 3,3 Prozent mehr Einkommen hoffen. Die Inflation geht 2024 zwar auf 4,1 Prozent zurück, die Teuerung im Dienstleistungsbereich sinkt aber nur langsam. Deshalb werde die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) im Jahr 2024 mit 5,1 Prozent um einen Prozentpunkt über der HVPI-Rate liegen. Das Wirtschaftswachstum sollte auf 1,7 Prozent steigen, die Arbeitslosigkeit wieder leicht zurückgehen.

Weiteres Wachstum für 2025 erwartet

Für 2025 geht die OeNB von einem weiteren Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent aus. Die Inflation sollte auf 2,9 Prozent sinken, würde damit aber immer noch über dem traditionellen EZB-Ziel von zwei Prozent und auch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt liegen. Die realen Einkommen sollten mit 2,4 Prozent noch einmal kräftig zulegen. Der grundsätzliche Arbeitskräftemangel geht weiter, die Arbeitslosenrate sollte nur mehr knapp über sechs Prozent liegen.

Bei den öffentlichen Finanzen geht die OeNB davon aus, dass Österreichs Neuverschuldung (Defizit) dank Auslaufen der Corona-Maßnahmen sinkt, es wird aber nach 2,6 Prozent des BIP heuer, in den Folgejahre immer noch 1,9 Prozent betragen. Die Schuldenquote, gemessen als Schulden als Anteil der Wirtschaftsleistung, „wird vor allem aufgrund des inflationsbedingt hohen Wachstums des nominellen BIP von 78,4 Prozent im Jahr 2022 auf 70,9 Prozent im Jahr 2025 sinken“, heißt es in der OeNB-Prognose.

(APA/red)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.