Teuerung

OeNB nennt mehrere Gründe für heimische Inflationsrate über Eurozonen-Schnitt

OeNB-Gouverneur Robert Holzmann zeigt sich hinsichtlich der Konjunktur optimistisch. Die Inflation bereite jedoch nach wie vor Sorgen.
OeNB-Gouverneur Robert Holzmann zeigt sich hinsichtlich der Konjunktur optimistisch. Die Inflation bereite jedoch nach wie vor Sorgen. Reuters / Lisa Leutner
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Österreich wird laut Prognose der Nationalbank heuer knapp an einer Rezession vorbeischrammen. Die hohe Inflation ist aber weiterhin ein Problem. Die Ökonomen haben sich genau angesehen, warum sie hierzulande so hoch ist.

Wien. „Die Rezession ist ausgeblieben und wir erwarten ab der Jahreshälfte eine positive Entwicklung. Aber die hohe Kerninflation macht uns Sorgen. Sie ist zuletzt weiter gestiegen.“ Mit diesen Worten fasste Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann am Freitag die aktuelle Prognose der OeNB zusammen.

Österreich sei dabei zwar „haarscharf an einer technischen Rezession vorbeigeschrammt“, heißt es von den Ökonomen der Nationalbank. So kam es im vierten Quartal des Vorjahres und im zweiten des heurigen Jahres zu einer Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts. Da es im ersten Quartal dazwischen jedoch ein minimales Plus gab, gab es keine zwei Quartale mit negativem Wachstum hintereinander.

Die Konjunktur

Für das Gesamtjahr 2023 prognostiziert die OeNB ein Wachstum von 0,5 Prozent. Durch die erwartete Rezession in Deutschland, wo die deutsche Bundesbank nun ein Minus von 0,3 Prozent für heuer prognostiziert, werden zwar „die Nachfrage-Effekte gegenüber Österreich geringer ausfallen“, so Holzmann weiter. Die Auswirkungen der Schwäche des wichtigsten Handelspartners seien jedoch geringer als man erwarten könnte.

Konjunkturell sei die Prognose der Nationalbank also durchaus optimistisch. So soll nicht nur in den kommenden zwei Jahren das Wachstum wieder auf rund 1,7 Prozent spürbar anziehen. Auch die Arbeitslosigkeit bleibt demnach gering und sinkt bis 2025 sogar auf 4,6 Prozent. Probleme macht nur die Teuerung. So soll die Inflationsrate heuer mit 7,4 Prozent nicht nur deutlich über dem Ziel von zwei Prozent liegen, sondern auch fast einen Prozentpunkt über der Prognose vom Dezember. Sie ist also wesentlich hartnäckiger als erwartet.

Denn auch 2023 soll die Teuerung nur auf 4,1 Prozent sinken und selbst zum Ende des Prognosezeitraums im Jahr 2025 wird sie laut den Berechnungen der Nationalbank Ökonomen immer noch bei 2,9 Prozent liegen. Besonders problematisch sei in diesem Zusammenhang der Anstieg der Kerninflation, so Holzmann.

Die Inflations-Ursachen

Denn diese Kerninflation, in der preisvolatile Produkte wie Energie und Nahrungsmittel nicht enthalten sind, wird laut Prognose der Nationalbank im kommenden Jahr mit 5,1 Prozent sogar um einen Prozentpunkt über der normalen Inflation liegen. Möglich ist dies, weil der bisherige Preistreiber Energie 2024 eine dämpfende Wirkung entfalten wird.

Dafür werden Dienstleistungen zu den neuen Preistreibern. Und diese finden sich vor allem in der Kerninflation wieder. Der Grund hierfür sind die steigenden Lohnstückkosten in Folge der hohen Lohnrunden. Hier liegt Österreich laut OeNB auch spürbar über dem Durchschnitt der Eurozone. Und dies dürfte in den kommenden Jahren auch so bleiben. So prognostizieren die Ökonomen für heuer einen durchschnittlichen Lohnabschluss von 7,6 Prozent und für die kommenden beiden Jahre von 6,5 und 4,2 Prozent.

Aber es gebe mehrere Gründe, warum die Inflation im Österreich höher als im Schnitt der Währungsunion liegt. So seien etwa die Verträge mit den Energieversorgern hierzulande langfristiger, weshalb die Anstiege bei den Großhandelspreisen später, die jetzigen Rückgänge aber ebenfalls nur verzögert an die Endkonsumenten weitergegeben würden. Und auch die stärkere Gewichtung – etwa von Dienstleistungen – führe zu der höheren Rate.

Angesehen hat sich die OeNB auch, welche Rolle die Unternehmensgewinne für die Inflation hatten. Demnach entfielen vier Prozentpunkte des Anstiegs des BIP-Deflators (vereinfacht gesagt Preissteigerung inländischer Produktion) um 6,4 Prozent auf höhere Gewinne. Dies sei jedoch vor allem im Energie- und Bausektor gewesen. In der Sachgütererzeugung seien die Margen hingen sogar um einen Prozentpunkt gesunken. Und in der Gesamtperiode 2020 bis 2024 entsprächen die Gewinne mit 26 Prozent des Wertanstiegs auch dem Anteil der Gewinne an der Wertschöpfung.

Die Maßnahmen

Bedeutend für die Entwicklung der heimischen Inflation waren auch die Maßnahmen der Regierung. Diese setzte ja vor allem auf finanzielle Ausgleiche und nicht auf Preiseingriffe. Damit konnten im Vorjahr zwar 90 Prozent des erwarteten Rückgangs der Haushaltseinkommen abgefangen werden. Die Inflation wurde jedoch nur um 0,2 Prozent gesenkt. Heuer sind es 70 Prozent des Rückgangs und eine Senkung von 0,6 Prozent.

Hätte Österreich stattdessen jene Preiseingriffe gesetzt, die im Euroraum im Schnitt erfolgt sind, dann wäre die Inflation im Vorjahr zwar um einen Prozentpunkt niedriger gewesen, heuer aber um 0,5 Prozent höher. Erklärt wird dies bei der OeNB mit der späteren, dafür aber längeren Wirkung etwa der heimischen Strompreisbremse. Das Auslaufen dieser wird im kommenden Jahr auch einen inflationstreibenden Effekt haben.

Die Auswirkungen

Die hohe Inflation hat auch Auswirkungen auf die Staatsfinanzen. Dort sorgten die Zuschüsse 2022 und heuer zwar für große Zusatzausgaben, gleichzeitig steigen aber auch die Steuern durch die höheren Preise an. Die Ökonomen der OeNB erwarten jedenfalls, dass bereits heuer das Budgetdefizit mit 2,6 Prozent unter der Maastricht-Grenze liegen wird.

Und auch die Verschuldung soll sich in den kommenden Jahren deutlich reduzieren. Und zwar von 78,4 Prozent des BIP im Vorjahr auf knapp 71 Prozent im Jahr 2025. Durch diese geringere Schuldenquote sei auch der Anstieg der Zinsen auf die Neuverschuldung nicht so tragisch. Wenngleich die Zinszahlungen nach Jahren der Rückgänge nun wieder steigen.

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